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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Mühlen in Niedersachsen und Bremen — Petersberg: Imhof, Heft 40.2013

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Mühlenbestand in den Gemeinden (alphabetisches Register)
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https://doi.org/10.11588/diglit.51161#0207
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Landkreis NienburgA/Veser

203

1 Celle 72 XLVI Nr. 113.
2 Cosack, Erhard: Ein Schiffswrack in der Weser bei Rohrsen,
Landkreis Nienburg/Weser, mit einer Sandsteinladung aus
Obernkirchen, in: Berichte zur Denkmalpflege in Nieder-
sachsen, Heft 4/1997.
3 Hoffmann, M. J. G.: Der Wassermühlenbau, Königsberg
1800.

Raddestorf-Harrienstedt
Harrienstedt
Ehemalige Hormann'sche Windmühlen
Auf dem Messtischblatt von 1896/99 Nr. 3519 sind
in Harrienstedt auf dem höchsten Punkt der
Gegend, 53 m ü. N. N., zwei Windmühlen verzeich-
net. Es handelte sich um eine Korn- und eine Ölmüh-
le. Die Öl- und Graupenmühle entstand 1764. Es wird
die auf der Kurhannoverschen Karte von 1771 weiter
östlich dargestellte Bockwindmühle gewesen sein.
Eigentümer war Johann Heinrich Hormanns Städte.
1781 übernahm sie sein Sohn Harm Hinrich Her-
mann. Wann der Bau der sie ersetzenden Erd-
holländermühle erfolgte, ist unbekannt.
Der Bau der zweiten Mühle wurde vom Bauermeister
Meyer 1829 bei der Königlichen Landdrostei in Stolze-
nau beantragt, allerdings erst 1830-1832 ausgeführt,
jedoch schon am 3. April 1832 vom Königlich-Groß-
britannisch-Hannoverschen Amt „behufs Erbthei-
lung" zum Verkauf an einen professionellen Müller
ausgeboten. Meyer zu Harrienstedt war kurz zuvor
verstorben.1 Es gab vor allem Widerstand seitens des
alteingesessenen Wassermüllers in Harrienstedt, der
sich noch 1842 darüber beklagte, dass Müller Cord
Heinrich Hormann, inzwischen Besitzer der
Kornmühle Meyers, ihm die Mahlkunden aus den
südlich von Harrienstedt gelegenen Gemeinden
abspenstig mache. Die Streitereien hatten damit noch
kein Ende. Man stritt um Geldforderungen und um
die Beeinträchtigung der Windmühlenfunktion durch
einen hochgewachsenen Kiefernbestand.2
Die Kornmühle war ein Wallholländer mit Durchfahrt,
ein in dieser Region (Südkreis Nienburg, Ldkr. Minden-
Lübbecke) häufig vorkommender Typus (vergleiche
Windmühlen Mösloh und Schmidt'sche Windmühle
Warmsen). Der Wall war mit einer Ringmauer (wie
ursprünglich auch Mösloh) eingefasst. Der Unterbau
des Mühlenturms, achtkantig mit Ecklisenen, war aus
Backstein erbaut. Der achtkantige Stapel aus Holz
hatte Schindelverkleidung. Die bootsförmige Kappe
wurde ehemals mittels eines Steerts und nach 1920
mittels Windrose gedreht. Die Flügel, ehemals Segel-
gatterflügel, waren ab 1920 mit Jalousien ausgestat-
tet. Als Arbeitsmaschinen gab es drei Mahlgänge
(zwei Schrotgänge, einen Feinmehlgang) und einen
Achtkantsichter. Um 1900 errichtete man einen
Anbau, in dem ein Glühkopf-Dieselmotor unterge-


Raddestorf-Harrienstedt, ehemalige Hormann'sche Kornmühle,
inzwischen mit Windrose (Archiv H. Hormann, Harrienstedt)

Raddestorf-Harrienstedt, ehemalige Hormann'sche
Kornmühle im Verfall. Ein Flügelpaar mit Jalousieklappen
(Foto: Goldstein, Archiv SG Uchte)
 
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