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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Restaurierungsgeschichte mittelalterlicher Wandmalereien im Gebiet des heutigen Niedersachsen — Petersberg: Imhof, Heft 41.2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.51159#0327
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Wittingen-Ohrdorf, Landkreis Gifhorn, Ev. Kirche St. Laurentius

323


Chorostwand, untere Bildreihe, Ausschnitt. Stark reduzierte
Malerei, vermutlich durch Salzbelastung.


Chorostwand, untere Bildreihe, Hl. Barbara, Detail. 1979
angelegte Probefläche mit abgenommenen Übermalungen.

Relevanz der restauratorischen Befunde für die
kunsthistorische Einordnung
Die Wandmalereien der Chorwände wurden von
Kirchenmaler Ebeling 1907 relativ zurückhaltend be-
arbeitet. Zwar hat er lasierende Übermalungen durch-
geführt, diese zeugen aber von Respekt gegenüber
dem mittelalterlichen Malereibestand. Innerhalb der
figürlichen Malerei orientierte er sich an den Vor-
gaben, ohne frei zu interpretieren und zu rekonstruie-
ren. Seine Übermalungen bestehen aus genauer
Wiederholung der Vorzeichnung und Farblasuren, die
Fehlstellen schließen und die blassen Farben etwas
vertiefen. Einige Darstellungen sind frei von jeder
Überarbeitung. Ebeling hat nur den Bestand überar-
beitet, der ihm rekonstruierbar erschien. Bereiche, an
denen kein Befund vorlag, beließ er fragmentarisch.
Die Quadermalerei und den Lilienfries überarbeitete
er dagegen flächig. Diese dekorative Bemalung ist
vollständig übermalt und rekonstruiert. Gründe dafür
sind in der einfachen Dekoration, der Vorritzung und
der Schablonenvorlage des Frieses zu finden, durch
die eine Rekonstruktion eher gewährleistet erschien

als bei individuell gestalteten figürlichen Szenen.
Die mittelalterliche Malerei lässt sich vor allem an den
figürlichen Darstellungen noch ablesen, da nur lasie-
rende und spezifisch angelegte Übermalungen ausge-
führt wurden. Ebelings Restaurierung führte jedoch
zu einer ungewöhnlichen Bildwirkung, da die Male-
reien in einem eigentlich unfertigen Zustand präsen-
tiert werden. Statt der ursprünglichen, nicht mehr
erhaltenen, schwarzen Kontur zeigen sie die wieder-
holte rote Vorzeichnung als abschließende Zeichnung.
Da die Binnenflächen durch die Farblasuren zusam-
menhängend und recht vollständig erhalten scheinen,
sind die großen Malereiverluste erst auf den zweiten
Blick sichtbar. Die Malereien zeigen in erster Linie die
Vorzeichnung und Reste der Lokaltöne. Der weitere
maltechnische Aufbau fehlt. Die Präsentation der
roten Kontur kann als zurückhaltender Eingriff be-
trachtet werden, der mit dem Gesamterhaltungszu-
stand der Malerei harmoniert. Allerdings dürfte die
ursprüngliche Wirkung der Malerei von der heutigen
zarten, pastellartigen Farbigkeit stark abweichen.
 
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