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Winghart, Stefan [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]; Kaspar, Fred [Bearb.]; Gläntzer, Volker [Bearb.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

DOI Heft:
Landgüter von Bürgern und Beamten, Lebens- und Wirtschaftsformen
DOI Artikel:
Böcker, Axel; Barthold, Peter; Kaspar, Fred: Ein Sommerhaus für Münsteraner Hofbeamte von 1594: Haus Westerhaus bei Drensteinfurt-Rinkerode (Kreis Warendorf)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0310
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Landgüter von Bürgern und Beamten - Lebens- und Wirtschaftsformen


2 Die gleiche Ansicht im Jahre 1999.

geschätzte Bauzeit zwischen 1570 und 1630 und ließ
die Frage des Baumeisters offen.6 Den steinernen
Bauteil sah er als „baulichen Rest" (und damit als Teil
eines ehemals größeren Gebäudes) und das angebau-
te Bauernhaus als ein jüngeres Wirtschaftsgebäude,
das einen älteren Fachwerkbau ersetzt habe.7
Obwohl das Gebäude also seit Langem durch die
architekturgeschichtliche Forschung bekannt ist,
wurde es bislang keiner genaueren Betrachtung und
Analyse unterzogen. Es blieb bei kursorischen Hinwei-
sen und Vermutungen, wobei auch nähere Angaben
zum Anlass der Errichtung und möglichen Bauherren
ausblieben. Selbst zum Versuch einer genaueren
Datierung kam es nicht. Auch von der Eintragung des
Gebäudes in die Denkmalliste im Jahre 1982 ging kein
neues Erkenntnisinteresse aus.
Anlass einer erstmaligen und hier in den Ergebnissen
vorgelegten baugeschichtlichen Untersuchung des
Hofes und seiner Gebäude waren dringende Sanie-
rungsarbeiten, die insbesondere das seit Langem
schadhafte Dach des Haupthauses erforderte. Wäh-
rend mehrerer Termine in den Jahren 1999 und 2000
wurden durch die Autoren8 die zugänglichen bauhis-
torisch relevanten Merkmale des Gebäudes erfasst.
Hauptaugenmerk wurde hierbei auf den in Fachwerk
errichteten Wirtschaftsteil und das Dachwerk gerich-
tet. Zu diesem Zweck wurden ein nicht verformungs-

getreues Aufmaß der Fachwerkteile des Gebäudes im
Maßstab 1:50 angefertigt und zugleich dendrochro-
nologische Untersuchungen vorgenommen.9 Der stei-
nerne Wohnteil konnte hingegen nur in seinen grund-
sätzlichen Strukturen erfasst werden, da er bewohnt
blieb und daher keine tieferen Einblicke in die kons-
truktiven Details zuließ. Auch die erhaltene Fachwerk-
scheune des späteren 18. Jahrhunderts wurde in die
Untersuchungen einbezogen.10
Die Bau- und Nutzungsgeschichte des Gutes und sei-
ner Gebäude konnte in ihren Grundzügen geklärt
werden und brachte völlig neue Erkenntnisse: Das
überlieferte Hauptgebäude ist in mehreren Baupha-
sen entstanden, wobei der bisher im Zentrum stehen-
de Steinbauteil einen späteren Anbau darstellt. Im
Kern besteht das Haupthaus aus einem Fachwerk-
gebäude in Vierständerbauweise, das nach dendro-
chronologischer Datierung in den Jahren 1554/55 er-
richtet worden ist. 1594-1596 wurde dann das bishe-
rige, vermutlich in Fachwerk errichtete Kammerfach
durch den bis heute erhaltenen steinernen Wohnteil
ersetzt. Wohl zeitgleich hat man auch den Wirt-
schaftsteil verlängert. Aus dem bis zu diesem Zeit-
punkt als Bauernhaus genutzten Gebäude wurde das
„Haus Westerhaus".
Parallel zu der Bauuntersuchung wurde versucht, die
Besitz- und Nutzungsgeschichte des Gebäudes zu klä-
ren und hierzu die schriftliche Überlieferung zu dem
 
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