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Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Kaspar, Fred [Oth.]; Gläntzer, Volker [Oth.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

DOI issue:
Landgüter von Bürgern und Beamten, Lebens- und Wirtschaftsformen
DOI article:
Böcker, Axel; Barthold, Peter; Kaspar, Fred: Ein Sommerhaus für Münsteraner Hofbeamte von 1594: Haus Westerhaus bei Drensteinfurt-Rinkerode (Kreis Warendorf)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0311
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Ein Sommerhaus für Münsteraner Hofbeamte von 1594
Haus Westerhaus bei Drensteinfurt-Rinkerode (Kreis Warendorf)

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Haus zu erfassen und zu erschließen. Hierbei stand die
Frage im Mittelpunkt, wer das um 1594 fertiggestell-
te Gebäude errichten ließ. Im Zuge der wegen der
komplexen Besitzgeschichte notwendigerweise um-
fangreichen Archivstudien gelang es,11 sowohl den
Bauherren zu benennen wie auch die weitere
Nutzungsgeschichte der Gebäude weitgehend aufzu-
hellen: Westerhaus wurde offensichtlich erst um 1594
von einem freien, wahrscheinlich verpachteten
Bauernhof zu einem größeren Pachtgut mit herr-
schaftlicher Sommerwohnung ausgebaut. Dieses
befand sich während dreier Generationen in den
Händen hoher landesherrlicher Beamte, die ihren ers-
ten Wohnsitz in Münster hatten: Dem Pfennigmeister
Martin Schnell folgte der Geheime Rat und Vizekanz-
ler Melchior Mensing und danach dessen Bruder Lic.
Ernst Melchior Mensing. Dessen Witwe und Erben
nutzten das Gutshaus nach dem Verlust ihres mün-
sterschen Wohnsitzes 1656/1657 erstmals als Dauer-
wohnung. Nach Verkauf in den Jahren 1670-1673
wurde das zu dieser Zeit schon nicht mehr neue Haus
zu einem nur noch von Pächtern bewohnten Ge-
bäude und im 19. Jahrhundert zu einem von den
Eigentümern bewohnten und genutzten Bauernhaus.
Zur Besitz- und Nutzungsgeschichte
Aufgrund der zahlreichen Besitzerwechsel gibt es für
Haus Westerhaus keine einheitliche Archiv-Überliefe-
rung mit geschlossenen Beständen von Urkunden und
Akten zur Besitz- und Nutzungsgeschichte. Die hier
erstmals rekonstruierte Geschichte wurde aus bruch-

stückhaften und zum Teil widersprüchlichen Überlie-
ferungen in verschiedenen Archivbeständen zusam-
mengeführt. Hierbei gelang es, die Besitzfolge des
Hauses und der wohl erst seit dem Bau des steinernen
Wohnteils um 1594 ausgebildeten kleinen Grundherr-
schaft in ihren Grundzügen zu rekonstruieren.12 Nur
ansatzweise erhellt werden konnten hingegen die da-
vor liegenden Zeiten, sodass auch über den Bauherrn
des 1554/55 d errichteten Bauernhauses bislang keine
abschließende Gewissheit erlangt werden konnte.13
Der münsterische Pfennigmeister Martin Schnell,
Bauherr des Wohnteils 1594/95d
Die bislang erschlossene schriftliche Überlieferung zu
Haus Westerhaus beginnt mit dem Jahr 1592: Am
Mittwoch, dem 5. Juni 1592, schließen Martin Schnell
und dessen Ehefrau Anna von Amelunxen einen Kauf-
vertrag mit Johann Verendorpf und dessen Ehefrau
Margarethe Platen. Kaufgegenstand ist ein Gutt daß
Westerhauß genannt gelegen im Kirspell zu Rinnken-
rodt mit seinem Zubehör, nichts davon ausbeschie-
den.'4 Schnell ist allerdings schon im Jahre 1591 in
der Bauernschaft Hemmer nachweisbar. Er musste
sich in diesem Jahr vor dem münsterischen Hofgericht
wegen Fischereirechten am Hemmerteich bei Rinke-
rode gegen die Ansprüche des Hermann Kerkerinck
zur Borg wehren. 1592 wurde das Verfahren in zwei-
ter Instanz vor dem Reichskammergericht weiterge-
führt.’5 Im Jahre 1594 sind Baumaßnahmen an der
Gräfte von Haus Westerhaus, das Martin Schnells
Burg in Rinkerode genannt wird, nachweisbar16 und

3 Ansicht des Haupthauses im Jahre 2002 von der Zufahrt im Nordosten des Hofplatzes: Links das Bauernhaus von 1554d,
rechts dahinter der 1594 und 1595 errichtete herrschaftliche Wohnteil. Im Vordergrund der Rest des 1908 errichteten
Anbau mit Back- und Göpelhaus.
 
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