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Winghart, Stefan [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]; Kaspar, Fred [Bearb.]; Gläntzer, Volker [Bearb.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

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Güter Adeliger, Lebens- und Wirtschaftsformen
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Maschmeyer, Dietrich: Der Siebenmeierhof in Magelsen: Hof und Wohnsitz der agrarsozialen Oberschicht
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https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0194
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Güter Adeliger, Lebens- und Wirtschaftsformen

Der Siebenmeierhof in Magelsen
Hof und Wohnsitz der agrarsozialen Oberschicht
Dietrich Maschmeyer

Der „Siebenmeierhof" prägt trotz erheblicher Verluste
an Gebäuden und Einstellung des landwirtschaftli-
chen Betriebes in seiner beeindruckenden Größe auch
heute noch den kleinen Kirchort Magelsen (Gemeinde
Hilgermissen, Kr. Nienburg) westlich der Weser. Die
überlieferten und darüber hinaus auch die noch
erfassbaren Bauten sind in ihrer Vollständigkeit ein
selten aussagekräftiges Beispiel für die Entwicklung
der Wohn- und Wirtschaftsformen auf einem Bauern-
hof der agrarsozialen Oberschicht seit der frühen
Neuzeit.
An dieser Stelle soll es im Wesentlichen um die Ge-
bäude gehen, deren größeren Teil der Autor zusam-
men mit Heinz Riepshoff im Jahre 1993 aufgemessen
und detailliert untersucht hat. Obwohl die Darstellung
der Geschichte des Hofes in Details zukünftigen Ar-
beiten vorbehalten bleiben muss, ist zum Verständnis
der baulichen Entwicklung ein kurzer Abriss aus den
verfügbaren Sekundärquellen unverzichtbar und soll
daher an dieser Stelle erfolgen.
Zur Geschichte
Die sieben „Siebenmeierhöfe" (schon 987 als septem
curtes erstmalig erwähnt) sind offenbar aus den Villi-
kationen (Vorwerken) des schon 882 durch Bischof
Rimbert von Bremen gegründeten Stiftes Bücken her-
vorgegangen, die mit Aufgabe der Eigenwirtschaft im
Hochmittelalter in vermeierte Höfe übergingen. In
dieser Zeit diente offenbar jeder dieser Höfe - außer
in Magelsen noch in Bücken selbst, in Mahlen, Sten-
dern, Essen, Mehringen und Wührden - dem Unter-
halt eines der Stiftsherren, auf denen sie teilweise
auch Wohnung nahmen. Die nun sogenannten „Sie-
benmeier" übten weiterhin eine Oberhoffunktion
über je im Schnitt 18 normale Bauernstellen aus.1
1281 wird ein Streit zwischen dem Ritter Diedrich von
Staffhorst und dem Bücker Meier to Magelsen über
die Zehntrechte im Dorf Magelsen beigelegt. 1340
überlassen die Grafen Gerhard und Johann von Hoya
und Bruchhausen dem Stift Bücken auf sechs Jahre
die Vogtei über die septem curtes, wozu auch der
Hof Magelsen gehörte.2
1398 entscheidet Graf Erich in einem Streit zwischen
den grawen Otten to Hoya unde hinrlke van magelsen
unde synen broder dhen meyger van magelsen.2 In
dieser Sache hatte letzterer Urfehde geschworen und
damit einen Rechtsakt ausgeübt, der in der Regel
einem Angehörigen des Adels vorbehalten war. 1473
wird entschieden, dass sämtliche Einkünfte des Sie-
benmeierhofes zu Magelsen künftig allein dem

Propste zu Bücken zustehen. 1569 vergleichen sich
die Brüder Otto, Erich und Friedrich, Grafen zu Hoya
mit dem Bremer Domherren Hermann Clüver und
dem Testamentsvollstrecker des Sigebodo von der
Hude über eine der Grafenfamilie geliehene Geld-
summe. Die Grafen verpfänden daraufhin Leute und
Güter in Alvesen, Dalenhusen und Magelsen.
In der großen Dotationsurkunde des Stiftes Bücken
(wahrscheinlich von 1575) werden die Einkünfte des
Hofes aus den nachgeordneten Bauernhöfen be-
schrieben: Dem Meygerhuse tho Magelsen sin dusse
hernach beschrevenen hoven und nesgers3 underwor-
pen: ine hove tho Dudenhusen gift vif schwäre schil-
lingk
1 Tho Ötzen Achte pennige
2 Gruden gift viff Schwäre schillingk
3 Suthern 15 pennige
4 Aver to Oeste hefft vier hoven gifft dre Soliden4 und
dre Botlingk.5
5 To Dalenhusen twe hoven geven twe Soliden
Garsten und 1 Botlingk
6 Darsulvest eine hove gift 1 Soliden havern und 1
Botlingk
7 Tho Magelßen Albrecht gift 15 scheppel garsten,
thein scheppel havern und 1 Botlingk
8 Tensigt gifft 10 scheppen havern und 1 Botlingk
9 Eine hove tho Oeste thein schillingk.
10 Item noch eine hove auch sovele
11 Noch eine hove auch sovele
12 Darselvest 15 havern und 1 Botlingk
13 Darselvest 10 havern und 1 Botlingk
14 Alverissen gift 15 havern und 1 weder6 oder
Botlingk
15 Albern gift 18 himpten havern und 1 Botlingk
16 Elver 10 haver und 1 Botlingk
17 Tho Erxthusen, Warner gifft 12 himpten haver der
himpten roggen und 1 Botlingk
18 Westerot, Luder, gifft 4 himpten roggen
Tho dem hove tho Magelsen gehören diese nhabe-
schrevenen tegeden,7 alse Namptlichen
1 De tegede to Magelsen
2 De veerte part des tegeden to Oeste
3 De tegede uth soeß hoven to Martfeld
4 Item de gantze kleine tegede to Oeste und
Magelßen.
Mit der Auflösung des Stiftes in der Reformation fie-
len die Höfe an die Landesherrschaft der Grafen von
Hoya, die sie bald veräußerten. Sie behielten bzw.
erhielten die Landtagsfähigkeit in der Hoya-Diepholz-
 
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