Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Winghart, Stefan [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]; Kaspar, Fred [Bearb.]; Gläntzer, Volker [Bearb.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

DOI Heft:
Güter Adeliger, Lebens- und Wirtschaftsformen
DOI Artikel:
Kaspar, Fred; Barthold, Peter: Ein neues Pforthaus (1745) mit Jägerwohnung (1760) für Haus Dieck: (Ennigerloh-Westkirchen, Kr. Warendorf)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0228
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
224

Güter Adeliger, Lebens- und Wirtschaftsformen

Ein neues Pforthaus (1745) mit Jägerwohnung (1760) für Haus Dieck
(Ennigerloh-Westkirchen, Kr. Warendorf)
Fred Kaspar / Peter Barthold

Haus Dieck bei Ennigerloh-Westkirchen (Kr. Waren-
dorf)’ ist in der bau- und kunstgeschichtlichen Litera-
tur zwar seit Langem bekannt,2 allerdings nur wegen
des dort stehenden Herrenhauses von 1771-1775,
das als ein reifes Werk barocker westfälischer Archi-
tektur gilt. Der Entwurf für das Gebäude wurde über
viele Jahrzehnte dem bedeutenden westfälischen Ba-
rockarchitekten Johann Conrad Schlaun (1695-1773)
zugeschrieben,3 doch hat man dies später verworfen,
insbesondere weil das Konzept des Hauses nun als
nur noch eine für die Bauzeit lahme Wiederholung
alter Gedanken betrachtet wurde.4 Es handele sich
um eine durch einen nicht bekannten Handwerker
ausgeführte, verkleinerte und einfachere Kopie des ab
1766 errichteten Herrenhauses auf Haus Loburg,5
wobei das im Grundriss fast gleiche Gebäude aller-
dings nur an den beiden dem Wetter ausgesetzten
Fronten massiv ausgeführt wurde.6 Neuerdings wird
ein mögliches Vorbild des Hauses auch in dem seit
1766 nach Plänen von Schlaun errichteten Haus Beck
bei Bottrop gesehen und als Planverfasser ein Schüler
von Schlaun vermutet.7 Ebenso war auch die Ausein-
andersetzung um die in dem Haus bis in das 20. Jahr-
hundert überlieferte, inzwischen nur noch in Teilen
erhaltene reiche Wanddekoration mindestens drei
verschiedener Räume insbesondere von Fragen der

künstlerischen Zuschreibung bestimmt.8 Als Urheber
für zehn Wandbilder in einem Raum des Oberge-
schosses favorisierte man lange P. F. L. Bartscher
(1749-1823) aus Rietberg, doch wird auch dies heute
nicht mehr aufrechterhalten.9
Die bislang im Vordergrund stehenden Fragen nach
der künstlerischen Qualität sowie der kunst- und
architekturgeschichtlichen Bedeutung des Herrenhau-
ses und seiner Innenausstattung haben es nicht beför-
dert, den Blick auf die Gesamtanlage, ihren Aufbau,
ihre Aufgaben und Entwicklung zu lenken. Nicht ein-
mal die Lebensumstände der Bauherren, die Bauzeit
oder die Gründe für den 1771 inschriftlich datierten
Beginn des Neubaus wurden geklärt. Die weiteren auf
dem Gut vorhandenen, vor allem wirtschaftlichen
Zwecken dienenden und daher schlichten Bauten
blieben unbeachtet. Auch kam es zu keiner Auseinan-
dersetzung mit der Besitz-, Nutzungs- und Verände-
rungsgeschichte oder der Bedeutung des Gutes als
landwirtschaftlicher Betrieb.10
Eine von den neuen Eigentümern im Jahre 2002 ein-
geleitete Sanierung der den Hofplatz säumenden his-
torischen Wirtschaftsbauten wurde daher dazu ge-
nutzt, deren baugeschichtlichen Spuren zu erfassen
und damit einen ersten Beitrag zur Geschichte der
Gesamtanlage von Haus Dieck zu leisten. Hierzu wa-

1 Haus Dieck. Ansicht der Gesamtanlage von Südwesten. Im Vordergrund das Pforthaus, dahinter links das alte Herrenhaus,
rechts das Herrenhaus von 1771-1778 (Herbst 2012).
 
Annotationen