305
Ein Sommerhaus für Münsteraner Hofbeamte von 1594
Haus Westerhaus bei Drensteinfurt-Rinkerode (Kreis Warendorf)
Axel Böcker / Peter Barthold / Fred Kaspar
Forschungsstand und Fragestellung
Der steinerne Wohnteil von Haus Westerhaus ist
wegen seiner reichen Werksteindekorationen als
ungewöhnliche bauliche Erscheinung auf einem land-
wirtschaftlichen Anwesen schon seit über 100 Jahren
bekannt, wobei allerdings stets nur Fragen nach der
künstlerischen Einordnung und Datierung interessier-
ten. Das Interesse haftete an der äußeren Gestaltung
des massiv ausgeführten Wohnteils, da dieser unge-
wöhnliche, der „Lipperenaissance" zugeordnete For-
men zeigt. Das sich daran anschließende und aus
Fachwerk bestehende Bauernhaus fand hingegen
kein Interesse. Der steinerne Wohnteil wurde schon
1897 in dem Band der Bau- und Kunstdenkmäler des
Kreises Münster Land mit einer auf eine 1894 durch
den Konservator Albert Ludorff selbst erstellten
Fotografie1 zurückgehende Zeichnung dargestellt. Auf
die dort vorgelegten knappen Informationen gehen
alle weiteren Betrachtungen bis heute zurück.2
Lindner veröffentlichte 1912 zwei weitere Fotografien
des Wohnteils und versuchte eine Einordnung des
Hauses: Er sah es als ein „gesteigertes Bauernhaus"
und kommentierte, dass Vierständerbauten üblicher-
weise nicht zu herrschaftlichen Wohnzwecken ge-
dient hätten.3 Aufgrund stilgeschichtlicher Vergleiche
schloss Klapheck 1915, dass der Wohnteil wohl im
frühen 17. Jahrhundert errichtet worden sei und es
sich um ein Werk des Heinrich Johannssen, einem
Sohn des Meisters Arndt Johannssen, handeln dürfe,
vielleicht aber auch einem Mitglied der Werkstatt des
Laurentz von Brachum. Beide Baumeister hatten we-
sentlichen Anteil am Bau von Schloss Horst.4 Geisberg
zog 1934 Haus Westerhaus als Vergleich für die zwei-
fache horizontale Gliederung von hohen Fenstern
heran und datierte es hierbei auf die Zeit um 1570.5
Mummenhoff erschloss 1961 über Stilvergleiche eine
1 Nördliche Traufwand des 1594 und 1595 an das ältere Bauernhaus von Fachwerk mit massiven Umfassungswänden ange-
bauten herrschaftlichen Wohnteils. Die älteste bekannte Abbildung des Hauses fertigte im Oktober 1894 Konservator Ludorff.
Im Vordergrund die hohen Fenster der großen Herdküche, dahinter die unterkellerte Saalkammer mit später veränderten
Fenstern.
Ein Sommerhaus für Münsteraner Hofbeamte von 1594
Haus Westerhaus bei Drensteinfurt-Rinkerode (Kreis Warendorf)
Axel Böcker / Peter Barthold / Fred Kaspar
Forschungsstand und Fragestellung
Der steinerne Wohnteil von Haus Westerhaus ist
wegen seiner reichen Werksteindekorationen als
ungewöhnliche bauliche Erscheinung auf einem land-
wirtschaftlichen Anwesen schon seit über 100 Jahren
bekannt, wobei allerdings stets nur Fragen nach der
künstlerischen Einordnung und Datierung interessier-
ten. Das Interesse haftete an der äußeren Gestaltung
des massiv ausgeführten Wohnteils, da dieser unge-
wöhnliche, der „Lipperenaissance" zugeordnete For-
men zeigt. Das sich daran anschließende und aus
Fachwerk bestehende Bauernhaus fand hingegen
kein Interesse. Der steinerne Wohnteil wurde schon
1897 in dem Band der Bau- und Kunstdenkmäler des
Kreises Münster Land mit einer auf eine 1894 durch
den Konservator Albert Ludorff selbst erstellten
Fotografie1 zurückgehende Zeichnung dargestellt. Auf
die dort vorgelegten knappen Informationen gehen
alle weiteren Betrachtungen bis heute zurück.2
Lindner veröffentlichte 1912 zwei weitere Fotografien
des Wohnteils und versuchte eine Einordnung des
Hauses: Er sah es als ein „gesteigertes Bauernhaus"
und kommentierte, dass Vierständerbauten üblicher-
weise nicht zu herrschaftlichen Wohnzwecken ge-
dient hätten.3 Aufgrund stilgeschichtlicher Vergleiche
schloss Klapheck 1915, dass der Wohnteil wohl im
frühen 17. Jahrhundert errichtet worden sei und es
sich um ein Werk des Heinrich Johannssen, einem
Sohn des Meisters Arndt Johannssen, handeln dürfe,
vielleicht aber auch einem Mitglied der Werkstatt des
Laurentz von Brachum. Beide Baumeister hatten we-
sentlichen Anteil am Bau von Schloss Horst.4 Geisberg
zog 1934 Haus Westerhaus als Vergleich für die zwei-
fache horizontale Gliederung von hohen Fenstern
heran und datierte es hierbei auf die Zeit um 1570.5
Mummenhoff erschloss 1961 über Stilvergleiche eine
1 Nördliche Traufwand des 1594 und 1595 an das ältere Bauernhaus von Fachwerk mit massiven Umfassungswänden ange-
bauten herrschaftlichen Wohnteils. Die älteste bekannte Abbildung des Hauses fertigte im Oktober 1894 Konservator Ludorff.
Im Vordergrund die hohen Fenster der großen Herdküche, dahinter die unterkellerte Saalkammer mit später veränderten
Fenstern.