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Bauernhof und Landsitz vor der Stadt. Das Gut Werse bei Münster von 1764
Münster-St. Mauritz, Werse 17
Fred Kaspar / Peter Barthold
Die in den Quellen des 19. Jahrhunderts als „Gut" be-
zeichnete Anlage wurde in dieser Form erst ab 1764
von dem aus der Münsterschen Oberschicht stam-
menden und in seiner Heimatstadt als Stiftsherren
lebenden Joan Caspar Osthoff geschaffen. Mit der
Begründung und speziellen Ausgestaltung des Gutes
knüpfte Osthoff an die bis in das Spätmittelalter zu-
rückreichende Tradition der Münsterschen Ober-
schicht, vor den Toren der Stadt Landsitze zu erwer-
ben, die nicht nur als Kapitalanlage, sondern auch der
Standesrepräsentation und zum gelegentlichen Aus-
flug oder sommerlichen Aufenthalt der Familie auf
dem Land dienten. Die Ländereien der Landsitze wa-
ren in der Regel einem Rent- oder Baumeister zur
Bewirtschaftung übergeben oder insgesamt verpach-
tet, wobei die auf dem Gut als Bauern Lebenden den
Eigentümern für ihre Besuche einen besonderen
Wohnbereich vorhalten und diese dort auch versor-
gen mussten. Die herrschaftlichen Wohnbereiche auf
solchen Gütern wurden in den meisten Fällen als ein
kleinerer Anbau an das bäuerliche Wohn- und Wirt-
schaftsgebäude gestaltet oder aber in einem beson-
ders aufwändigen Bereich innerhalb des Wohnteils
untergebracht.
Auch Osthoff und seine Nachfolger haben das Gut
nicht als ständigen Wohnsitz genutzt, sondern ver-
pachtet. Deutlichster Beleg für die gelegentliche Nut-
zung durch die Eigentümer ist der hoch gelegene
Saalteil, der über eine Freitreppe von außen zu errei-
chen und mit einer repräsentativen Eingangstür aus-
gestattet ist.
Das Gut dürfte eines der letzten Anlagen dieser Art
gewesen sein, die im Umkreis von Münster neu ent-
standen. Im Unterschied zu den übrigen, in der Regel
wesentlich älteren Anlagen konnte sich dieses Gut da-
her auch nicht mehr mit einem festen Namen verbin-
den. So wurde es bis zum 20. Jahrhundert immer
nach den momentanen Besitzern zunächst als Gut
Osthoff bezeichnet, wurde dann im frühen 19. Jahr-
hundert Hof Hammer bzw. Offerhaus, später Gut
Waldeck und danach Hof Terner genannt.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhielt der
zuvor private Sommersitz über mehrere Generationen
hinweg wie auch vergleichbare Anlagen im Umkreis
von Münster einen öffentlichen Charakter, da er nun
als Kaffeehaus für Ausflügler genutzt wurde.'
1 Münster-St. Mauritz, Werse 17, Gut Werse. Ansicht der Baugruppe von Osten: rechts das Längsdielenhaus mit späterer Auf-
stockung, links das daran angebaute Pächterwohnhaus (Zustand 2010, vor Beginn der Sanierung).
Bauernhof und Landsitz vor der Stadt. Das Gut Werse bei Münster von 1764
Münster-St. Mauritz, Werse 17
Fred Kaspar / Peter Barthold
Die in den Quellen des 19. Jahrhunderts als „Gut" be-
zeichnete Anlage wurde in dieser Form erst ab 1764
von dem aus der Münsterschen Oberschicht stam-
menden und in seiner Heimatstadt als Stiftsherren
lebenden Joan Caspar Osthoff geschaffen. Mit der
Begründung und speziellen Ausgestaltung des Gutes
knüpfte Osthoff an die bis in das Spätmittelalter zu-
rückreichende Tradition der Münsterschen Ober-
schicht, vor den Toren der Stadt Landsitze zu erwer-
ben, die nicht nur als Kapitalanlage, sondern auch der
Standesrepräsentation und zum gelegentlichen Aus-
flug oder sommerlichen Aufenthalt der Familie auf
dem Land dienten. Die Ländereien der Landsitze wa-
ren in der Regel einem Rent- oder Baumeister zur
Bewirtschaftung übergeben oder insgesamt verpach-
tet, wobei die auf dem Gut als Bauern Lebenden den
Eigentümern für ihre Besuche einen besonderen
Wohnbereich vorhalten und diese dort auch versor-
gen mussten. Die herrschaftlichen Wohnbereiche auf
solchen Gütern wurden in den meisten Fällen als ein
kleinerer Anbau an das bäuerliche Wohn- und Wirt-
schaftsgebäude gestaltet oder aber in einem beson-
ders aufwändigen Bereich innerhalb des Wohnteils
untergebracht.
Auch Osthoff und seine Nachfolger haben das Gut
nicht als ständigen Wohnsitz genutzt, sondern ver-
pachtet. Deutlichster Beleg für die gelegentliche Nut-
zung durch die Eigentümer ist der hoch gelegene
Saalteil, der über eine Freitreppe von außen zu errei-
chen und mit einer repräsentativen Eingangstür aus-
gestattet ist.
Das Gut dürfte eines der letzten Anlagen dieser Art
gewesen sein, die im Umkreis von Münster neu ent-
standen. Im Unterschied zu den übrigen, in der Regel
wesentlich älteren Anlagen konnte sich dieses Gut da-
her auch nicht mehr mit einem festen Namen verbin-
den. So wurde es bis zum 20. Jahrhundert immer
nach den momentanen Besitzern zunächst als Gut
Osthoff bezeichnet, wurde dann im frühen 19. Jahr-
hundert Hof Hammer bzw. Offerhaus, später Gut
Waldeck und danach Hof Terner genannt.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erhielt der
zuvor private Sommersitz über mehrere Generationen
hinweg wie auch vergleichbare Anlagen im Umkreis
von Münster einen öffentlichen Charakter, da er nun
als Kaffeehaus für Ausflügler genutzt wurde.'
1 Münster-St. Mauritz, Werse 17, Gut Werse. Ansicht der Baugruppe von Osten: rechts das Längsdielenhaus mit späterer Auf-
stockung, links das daran angebaute Pächterwohnhaus (Zustand 2010, vor Beginn der Sanierung).