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Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]; Kaspar, Fred [Oth.]; Gläntzer, Volker [Oth.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

DOI issue:
Landgüter von Bürgern und Beamten, Lebens- und Wirtschaftsformen
DOI article:
Kaspar, Fred; Barthold, Peter: Bauernhof und Landsitz vor der Stadt: das Gut Werse bei Münster von 1764 : Münster-St. Mauritz, Werse 17
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0408
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404

Landgüter von Bürgern und Beamten - Lebens- und Wirtschaftsformen


2 Münster-St. Mauritz, Werse 17, Gut Werse. Ansicht der Baugruppe von Südosten: im Vordergrund das Pächterwohnhaus
mit dem links anschließenden herrschaftlichen Sommersaal (Zustand 2010, vor Beginn der Sanierung).

Anlass und Ziel der Untersuchung
Die Geschichte des Gutes war bislang ungeschrieben.
Weder in der ortsgeschichtlichen Literatur2 noch in
der Besitzerfamilie waren hierzu Informationen be-
kannt. Im Zusammenhang mit der Eintragung der
Gebäude in die Denkmalliste der Stadt Münster wur-
den daher in den Jahren 2000 und 2001 erstmals Re-
cherchen zur Besitzgeschichte durchgeführt.3 Zudem
führten Fred Kaspar und Peter Barthold bei der LWL-
Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur, eine ers-
te baugeschichtliche Untersuchung des Hauptgebäu-
des durch, wobei die zugleich entnommenen dendro-
chronologischen Proben allerdings leider alle ohne be-
lastbare Ergebnisse blieben.
Nachdem die seit Längerem vernachlässigte Hofanla-
ge im Jahre 2009 den Besitzer gewechselt hatte und
eine Sanierung sowie neue Nutzungen in den Gebäu-
den vorgesehen waren, sollte die weitere Klärung der
Baugeschichte und der Bedeutung der Anlage zur
Vorbereitung denkmalpflegerischer Entscheidungen
dienen. Nachdem die Bauten im Inneren von den um-
fangreichen jüngsten Einbauten und Verkleidungen
befreit worden waren, bot sich die Möglichkeit, hier-
zu notwendige Untersuchungen durchzuführen. Sie
erfolgten einschließlich dendrochronologischer Pro-
benentnahme durch Peter Barthold und Fred Kaspar
im Februar 2010. Leider blieben auch die hierbei
erneut entnommenen dendrochronologischen Proben
ohne Ergebnis.4

Zur Geschichte und Anlage des Gutes
Joan Caspar Osthoff erwarb die „Kleppelshove" zu
einem freien Besitz, eine Stätte, die zuvor vom Dom-
kapitel als Grundherren zur Erbpacht ausgegeben
worden war.5 Sie lag am östlichen Rand der ehemali-
gen Mauritzheide, noch bis um 1800 ein nahezu
unbesiedeltes Gebiet östlich von Münster, das weitge-
hend zur Bauernschaft Werse gehörte.6 Im Sieben-
jährigen Krieg (1756-1763) hatte man das Gebiet zur
Anlage von Heerlagern und als Aufmarschgebiet bei
den verschiedenen Belagerungen der Stadt Münster
genutzt. Es wird vermutet, dass die beiden im rechten
Winkel aufeinander stoßenden, sich lang durch das
Gelände ziehenden geraden Gräften, die westlich und
nördlich das Gelände begrenzen, noch auf die um
1760 entstandenen Verteidigungsanlagen zurückge-
hen.
In Folge dieser Entwicklungen waren etliche Höfe der
Bauernschaft unbewohnt, wurden nicht mehr bewirt-
schaftet und deren Bauten verfielen. Die Kriegsver-
hältnisse sind wohl auch der Grund dafür, dass Ost-
hoff die wüst gewordene Hofstelle „Kleppelshove"
erwerben konnte. Zusätzlich konnte er durch Tausch
mit dem Domkapitel einige Ländereien des an der
Mauritzheide gelegenen Hofes Riecke hinzuerwerben,
sodass er in den Besitz eines genügend großen Ge-
bietes kam, um ein Gut anlegen zu können7.
Die bauliche Anlage dürfte aufgrund dieser Nach-
richten in den Jahren nach 1764 und vor 1774 ge-
 
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