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Winghart, Stefan [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]; Kaspar, Fred [Bearb.]; Gläntzer, Volker [Bearb.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Güter, Pachthöfe und Sommersitze: Wohnen, Produktion und Freizeit zwischen Stadt und Land ; [... 23. Jahrestagung der nordwestdeutschen Hausforscher im März 2011 ...] — Hameln: Niemeyer, Heft 43.2014

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Landgüter von Bürgern und Beamten, Lebens- und Wirtschaftsformen
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Sandmann, Laurenz: Wohnen in der Feldmark: vom Familienleben eines Regimentskommandanten auf dem Land um 1780 : das Gut Tönneburg bei Warendorf (Kr. Warendorf)
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https://doi.org/10.11588/diglit.51273#0434
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Landgüter von Bürgern und Beamten - Lebens- und Wirtschaftsformen

Wohnen in der Feldmark
Vom Familienleben eines Regimentskommandanten auf dem Land um 1780
Das Gut Tönneburg bei Warendorf (Kr. Warendorf)
Laurenz Sandmann

Der Major und Regimentskommandeur Franz Xaver
von Tönnemann hatte nach seinem Umzug von
Münster nach Warendorf nach 1780 vor dem dorti-
gen Emstor in der Feldmark ein Grundstück erworben
und darauf ein Landhaus errichtet. Ein nur wenig spä-
ter von dem 14-jährigen Sohn Christoph Tönnemann
1789/90 verfasstes Tagebuch gibt einen ungewöhnli-
chen Einblick von dem Leben einer wohlhabenden
Familie auf dem Land. Er beschreibt das kurz zuvor
fertiggestellte Haus mit Garten, nennt Familienan-
gehörige und Dienerschaft, berichtet von Besuchen


1 Fürstbischöflich-münsterischer Infanterie-Offizier aus der
Zeit um 1800, Blatt in Privatbesitz.

und Reisen. Da der Verfasser des Tagebuches auch
Einblick in das Soldatenleben bekam, schrieb er auch
diese Eindrücke nieder. In einem weiteren Kapitel
befasste er sich mit der gesellschaftlichen Position der
Familie und nimmt Bezug auf den Adelsstand. Das
Tagebuch von Christoph Tönnemann wird in den
Geschichtsblättern „Warendorfer Blätter für Orts- und
Heimatkunde" von 1919 durch den Autor Brüning
ausführlich beschrieben,' ist aber im Original heute
nicht mehr erhalten.
Der Familienname Tönnemann geht auf den Namen
Thöne, genannt Thönemann, später auch von Tönne-
mann zurück. Die Familie hat ihre Wurzeln in War-
burg,2 die vor allem als Wollweber zu Reichtum kam.
In einem Verzeichnis, das die Bürgermeister und
Ratsherren der Stadt Warburg auflistet, ist erstmals
für 1283 ein Thöne erwähnt. Im Laufe der Jahr-
hunderte finden sich die Mitglieder der Familie im
städtischen Patriziat, als Akademiker in gehobenen
Positionen, im Offizierscorps oder im Adelsstand.3
Wilhelm Xaver von Tönnemann, am 1. März 1745 in
Wetzlar geboren, machte Karriere als Oberst und
Regimentskommandeur in münsterschen Diensten. Er
führte das Regiment in fürstbischöflicher Zeit und
auch noch nach der Säkularisation des Bistums Müns-
ter weiter. Zunächst in Münster ansässig, bewohnte er
ab 1775 den von ihm für 2 000 Rthl. erworbenen
alten Drostenhof in der Grünen Gasse.4 Der vorherige
Bewohner, Freiherr von Droste zu Vischering, hatte
sich durch den Baumeister Johann Conrad Schlaun
statt dessen ein neues Stadtpalais bauen lassen (den
heutigen „Erbdrostenhof"). Er bewohnte das stattli-
che Anwesen mit dem großen Park bis zu seiner
Berufung nach Warendorf im Jahr 1778 und veräu-
ßerte 1782 den münsterschen Besitz an die schon
zuvor hier als Untermieterin lebende Fürstin von
Gallizin.
Tönnemann zog mit seiner Familie zunächst nach Wa-
rendorf in die Emsstraße. Das Haus mit der Nummer
18 befindet sich in unmittelbarer Nähe des Emstores
an einer der vier Hauptdurchgangsstraßen der Alt-
stadt, an denen sich überwiegend Kaufleute und Gas-
tronomen niedergelassen hatten. Das zweigeschossi-
ge Gebäude war um 1770 zu einem modernen
Mittelflurhaus ausgebaut worden.5 Küche und Kam-
mer im hinteren Hausteil waren bei der Renovierungs-
maßnahme des 18. Jahrhunderts erhalten geblieben.
Das Steinhaus besaß ein Hinterhaus und hob sich in
 
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