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Adreßbuch der Stadt Heidelberg: Adreßbuch der Stadt Heidelberg mit den Gemeinden Ziegelhausen und Leimen sowie der Stadt Wiesloch — 82.1951

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https://doi.org/10.11588/diglit.41979#0021

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Wandlungen im Heidelberger Stadtbild

XIII

wirkungsvolle Akzente. Und als wenige Jahre später die
Schönheit der Heidelberger Landschaft entdeckt und von
begeisterten Besuchern in Worten und Versen gepriesen,
aber auch von Künstlern der Farbe in ihren „Bilddich-
tungen44 dargestellt wurde, da war es gerade diese Brücke,
die das Entzücken der Fremden erregte.
,,Wie der Vogel des Walds über die Gipfel fliegt,
schwingt sich über den Strom, wo er vorbei Dir glänzt,
leicht und kräftig die Brücke,
die von Wagen und Menschen tönt“ (Hölderlin 1799)
Mit der Auflösung der Kurpfalz und dem Anfall ihrer
rechtsrheinischen Gebiete an das vergrößerte Baden be-
gann für Heidelberg eine neue Zeit. Die Reorganisation

ginnen, sich den Hang des Schloßbergs hinaufzuschieben,
und Landhäuser entstehen allenthalben um die Stadt.
Dem romantischen Zeitgeschmack entsprechend, erblickt
man um 1820 das baukünstlerische Ideal im Hineinleben
in romanische und gotische Stilperioden. Um für die Be-
dürfnisse der aufstrebenden Universität und die zuneh-
mende Bevölkerung der Stadt (1805: 9498; 1833: 13413
Einwohner) Raum zu schaffen, wurden die Gebäude meh-
rerer ehemaliger Klöster, die bereits Maximilian Josef,
der aufklärerische letzte Kurfürst, aufgehoben hatte, ab-
getragen. So machte das Karmeliterkloster am Friesen-
berg Wohnbauten Platz, und das Kapuzinerkloster in
der Vorstadt mußte modernen Bürgerhäusern weichen.


Ausdehnung der Stadt um 1812

der Hochschule durch Karl Friedrich schuf die Voraus-
setzung für eine neue Blütezeit. Mit der Erneuerung des
wissenschaftlichen Lebens verband sich aufs glücklichste
jener dichterisch-künstlerische Aufschwung, durch den
Heidelberg zum Mittelpunkt der Romantik wurde. Zu-
dem gewann der Name der Stadt in diesen Jahren und
Jahrzehnten neuen Klang durch den Zauber der Land-
schaft, in die die barocke Stadt eingebettet liegt. So
schreibt Eichendorff in seinem Tagebuch: „Heidelberg
selbst ist eine prächtige Romantik; da umschlingt der
Frühling Haus und Hof und alles Gewöhnliche mit Re-
ben und Blumen, und erzählen Burgen und Wälder ein
wunderbares Märchen der Vorzeit, als gäb’ es nichts
Gemeines in der Welt.44 Die Stadt nimmt jetzt Fühlung
mit der umgebenden Natur. Einzelne Häuserzeilen be-

Nach und nach schlossen sich die Lücken in den Häuser-
zeilen der Vorstadt. Neue Straßenzüge entstanden, so
1830 die Sophienstraße und im Zuge der südlichen Stadt-
mauer die Kastanienallee der Leopoldstraße, die heutige
Friedrich-Ebert-Anlage. Alle Friedhöfe innerhalb der
Stadt wurden 1844 geschlossen, dafür der Bergfriedhof
am Fuße des Gaisbergs eröffnet.
Die Universität baute sich ebenfalls in der Vorstadt in
den folgenden Jahrzehnten vor allem ihre naturwissen-
schaftlichen Institute, so das alte chemische Laborato-
rium nach den Angaben Robert Bunsens (1833—1855),
das Anatomiegebäude nach den Plänen von Hübsch (1847
bis 1849), den Friedrichsbau (1861—1863) für naturwis-
senschaftliche Vorlesungen und Übungen, errichtet auf
dem Boden des einstigen Dominikanerklosters. Anderer-
 
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