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Der Affenspiegel: satyrische Wochenschrift — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.48272#0037
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6A.NtU.r68.
Aus dein Spanische».
Deutsch von Emil B I u in e n a u.
Tr lächelt! 5ieh, ein Traum versetzt
In Sonnenschein den armen Sklaven.
Tr träumt vielleicht gerade jetzt
Tr sei ein Mensch. O, laß ihn schlafen!
* *
*
Die ganzen Männer, sagt der Weiber Mund,
Sind Teufel von dem Aopfe bis zur Sohle.
Doch harren ungeduldig sie der Stund,
Der seligen, da sie der Teufel hole.
* tz
*
Ts starb ein Millionär, — die Trben rennen
An's Sterbebett, den Schmerz zu geben kund
Da fällt ein Licht — das Bett fängt an zu brennen,
Und fort sind Alle — bis auf seinen Hund.
tz ri-
tz
Vergebens werden die nach Freiheit ringen,
Die vor Tyrannen in dem Staube liegen.
Trst bindet ihr dein Vogel seine Schwingen,
Dann fordert ihr von ihm, er solle fliegen.
Ts giebt ein Spiel, das inan die Liebe nennt.
In dem derjenige oft den Preis erzielt,
Der dieses Spiel am wenigsten g'rad kennt —
Wers mit Berechnung spielen will, — verspielt.
*
Im Augenblick, da wir in's Leben geh'n,
Beginnen schon wir bitterlich zu weiuen.
Um später erst die Schmerzen zu versteh'».
Die wir im Vorgefühle damit meinen.
* * -
tz
Tin gutes Weib zu finden, das ist schwer,
Das sieht man nicht im täglichen Verkehr;
Und manch Museum gäbe was darum,
Besäße es ein solches Unikum.
tz tz
tz
Tin böses Weib, das sollte man
Ganz einfach in ein Pfandhaus schmeißen,
'Nen Pfandschein nehmen und ihn dann
Sofort in tausend Fetzen reißen.
tz ri-
tz
Die Spur des Uusses sieht man nicht;
Würd' jedesmal ein Blümlein d'raus,
Dann sähe mehr als ein Gesicht
Wahrhaftig wie ein Garten aus.
* ri-
tz
Ich wär', sagst Du, für Dich kein Mann,
Weil leider ich nicht hören kann
Ich hab' Dich nie zum Weib begehrt,
Weil leider ich zu viel gehört.
* *
tz
„Leb wohl", sprachst Du und zogest fort,
„Lebwohl" sprach ich und hab geschwiegen —
Wie kann doch in demselben Wort
Tin so verschied'ner Abschied liegen!
tz tz
tz



„Ich von Dir lassen?" riefest Du,
„Th' soll der Sonne Glut ermatten I" —
Heut'sagst Du: „Laß mich doch in Ruh'!" —
Und das bei dreißig Grad im Schatten I

Sag' mal, Dickchen, kommt das Wort „Potentat" von impotent?

Der .ftöuig im

tz tz
tz
Was Du an mir gethan, das Alles klagte
Dem Beicht'ger ich, mein krankes Herz zu heilen,
Und mitleidsvoll bewegt der Pater sagte:
„Dem kann ich nie Absolution erteilen."

Ks war einmal ein König,
Der hat sein Wolk chikaniert
Wit Steuern und schlechten Gesehen.
Aas Molk hat ihn füsiliert.
Wer K.rtraposi fuhr der König
Direkt in den Kimmel. Der Kerr
Mief ihn an die Stufen des Thrones,
Wahm ihn in strenges Werhör.

Drei Kngel hinter dem Kerrgott
Wit lilienweißer Seel',
Erzählten sich Wenigkeiten,
Darunter der Gabriel-
Der Kerrgott schimpfte und schnauzte
Den zitternden König an.
Aas hörte der gute Gabriel,
Ihn dauerte der Wann.

Ks drehte sich aus der plappernden Schar
Der erzerne Ongel um:
„Gott Water, laß Gnade für Wecht ergeh'n,
Der Kerl ist za fürchterlich dumm!" 6.

Mißglücktes Wunöer.
Der Herr Pfarrer von Kleimnnrbnchhnnsen konnte sich nicht mit der Thntsache nbfinden, dnß seine Gemeinde immer ungläubiger
wurde und die Kirche nur sehr selten mit ihrem Besuche beehrte. Ilm die Abtrünnigen wieder auf den rechten Weg zu bringen, griff der ge-
wissenhafte Seelsorger zu einer List. Er ließ den Meßner zu sich kommen und gab ihm eine schneeweiße Taube. „Dieses Tierchen", sagte er
dem erstaunten Kirchendiener, „hältst Du im Glockenstuhl verborgen. Nächsten Sonntag werde ich von der heiligen Taube Noahs predigen.
Wenn ich von ihr spreche nnd sage: „Heilige Taube, komm herab" — so läßt Du das Tierchen durch die kleine Öffnung über dem Chor in
die Kirche herabflattern." Der gute Meßner that, wie man ihn geheißen. Zwischen dem Tage aber, da er den Auftrag erhielt, und dem
nächsten Sonntage, da die Predigt statt fand, lag fast eine Woche, und der gute Meßner vergaß in der Zeit ganz auf die Taube, die doch
auch gefüttert sein wollte. Unterdeß ließ der Herr Pfarrer in der ganzen Umgegend verkünden, daß er am Sonntage ein großes Wunder
vollbringen werde.
Als der berühmte Tag anbrach, da konnte die Kirche gar nicht alle die Menschen fassen, die das Wunder sehen wollten. Mit
feierlichem Räuspern begann der brave Herr Pfarrer seine Predigt. Er sprach von der Sünde, die in immer, mehr Ungläubigen Wohnung
nehme, er sprach von den Qualen der Verdammten im Fegfeuer und der Verklärung der Gläubigen im Paradiese. Auch auf die Taube des
gläubigen Noah in der Arche kam er zu sprechen, die dem vertrauensvollen Erwählten die Kunde von dem Lande, d. h. die Rettung brachte.
„Auch wir" fuhr der Prediger mit erhabener Stimme fort, „auch wir sehnen uns nach der Taube, die uns Kunde bringen soll
von dem Lande der Rettung, das inmitten der Sündflnt gelegen ist. Komme, heilige Taube, komme herab zu denen, die da Buße thnn!"
Pause. Der Pfarrer räuspert sich und sieht nach oben. „Komm', heilige Taube, komm'" spricht der Priester wieder mit noch mehr
erhobener Stimme. Wieder nichts. Plötzlich steckt ganz oben in einer Ecke über dem Chore der Nießner seinen Kopf durch die Lucke:
„Es geht net, Hochwürden. Sie is fcho krepiert".

Richtern

hab' ich's gethan!

der Liebe im junge» Herzen,
der wilden verzehrenden Glut —

Jawohl, ihr Herr'« vom Gerichte,
Ich habe mein Rind ertränkt.
Im Haidesee zwischen den Linsen
Hab' ich's in die Tiefe versenkt.

der Dämmerstunde,
wir zu drei'n:

Da liegt's, vor dem Leben geborgen,
Und d'rnm, ihr Herr'» vom Gericht,
Hab' ich mein Rind getötet!
Die Toten leiden ja nicht.

Da drunten liegt's im Schilfe,
Die Wogen singen's zur Ruh',
Und die Nixen kommen nnd decken s
Mit weißen Rosen zu.

Es war fein Rind, ihr Herren,
Und doch hing ich daran
Mit jeder Faser des Herzens,
Und d'rnm

Einmal in
Da waren
Ich und mein kleines Mädchen,
Und der Hunger zwischen uns zwei'».

Ls schlief so still. Und ich sah es
Als Jungfrau, rein und gut,
Mit
Mit


Ich habe geliebt nnd gelitten,
Und das Weib aus dem Volke liebt echt!
'S war einer der Euren, ihr Herren —
Er zertrat mich und machte mich schlecht.

Und 's ist doch ein Rind ans dem Volke,
Das liebt, bricht und verblüht —
Und ich sah es, verstoßen, verzweifelnd,
'S ist ja immer das Lude vom Lied.

Linst, dacht' ich, wird es kommen,
Die Wangen im Jugendblühn,
Zu mir in die Ranuner des Elends:
„Mutter, Mutter, ich liebe ihn — —

Und da, ihr Herr'n vom Gerichte,
Nahm still ich's in den Arm
Und trng's zn den Nixen des Sees —
Die hüten mir's sorglich nnd warm.

Da wird kein Ritter kommen
Mit Worten so süß nnd so fein —
Da unten giebts keine Liebe
Und kein verlassensein.

Robert Heymann.
 
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