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Das Kunstgewerbe. Lüstermalerei
der holien Kunst nicht unberücksichtigt bleiben. Wir schlagen
dabei den gleichen Weg ein, den wir eben gegangen sind, von Osten
nach Westen. Denn in den Ländern, die der Muslim sich zuerst
unterwarf, haben wir, wie für die hohe Kunst, so auch für das
Kunstgewerbe die ersten Erzeugnisse zu suchen. Bei den letzten
großen Grabungen in Samarra beanspruchte die Keramik unter
den Funden den ersten Platz. Deshalb beginnen wir mit ihr.
Neben der in Samarra selbst oder Umgegend hergestellten Ge-
fäßkeramik fand man eine große Zahl importierter ostasiatischer
Stücke, die teils Steingut, teils Porzellan genannt werden dürfen.
Die einheimische Keramik war eine undurchsichtige glasierte oder
unglasierte Fayence, daneben fand sich solche, die als eine Nach-
ahmung der ostasiatischen Steingutware erkannt wurde. Die Orna-
mentmotive waren nicht allein übernommene, sondern auch neue,
dazu kufische Schriftzeichen als Borten.
Bedeutend in ihrer Qualität sind vor allem die Gefäße in Lüster-
malerei. „Ja, in der Leuchtkraft und Färbung des Lüsters hat
die Samarraperiode schon das höchste geleistet und alles in den
Schatten gestellt, was eine spätere Zeit im Osten und Westen, in
Persien, Ägypten, Spanien und Italien auf dem Gebiet der Lüster-
malerei erreichen sollte“ (Sarre).
Gaston Migeon wies zuerst darauf hin, daß diese gleiche Lüster-
keramik häufig zum Vorschein kam in Ägypten (Fostat), in Ober-
ägypten (Bahnasa), in Medinat Azzahra bei Cordoba in Spanien
und ebenso in der Kala’a der Beni Hamad in Algier. Sie fand sich
auch in Persien. Sarre schließt daraus, daß diese an verschiedenen
Orten gefundene Keramik „aus dem für Samarra typischen, fein-
geschlemmten, weißgelben Scherben aus Samarra oder seiner Um-
gegend nach aller Welt im 9.—12. Jahrhundert exportiert worden
ist“. Die Lüstermalerei wurde in Samarra auch in der Fliesen-
keramik angewandt.
Die Tradition erzählt, daß die Lüsterfliesenmalerei aus Baghdad
auf Befehl des Fürsten Ibrahim ibn el-Aghlab (H. Saladin) nach
der Sidi ’Okba in Kairuan 894 n. Chr. gebracht worden sei.
Auch die Fabrikation von Glas wurde in Samarra kultiviert.
Gravierung mit geometrischen Mustern, Schleifen und Schneiden
Das Kunstgewerbe. Lüstermalerei
der holien Kunst nicht unberücksichtigt bleiben. Wir schlagen
dabei den gleichen Weg ein, den wir eben gegangen sind, von Osten
nach Westen. Denn in den Ländern, die der Muslim sich zuerst
unterwarf, haben wir, wie für die hohe Kunst, so auch für das
Kunstgewerbe die ersten Erzeugnisse zu suchen. Bei den letzten
großen Grabungen in Samarra beanspruchte die Keramik unter
den Funden den ersten Platz. Deshalb beginnen wir mit ihr.
Neben der in Samarra selbst oder Umgegend hergestellten Ge-
fäßkeramik fand man eine große Zahl importierter ostasiatischer
Stücke, die teils Steingut, teils Porzellan genannt werden dürfen.
Die einheimische Keramik war eine undurchsichtige glasierte oder
unglasierte Fayence, daneben fand sich solche, die als eine Nach-
ahmung der ostasiatischen Steingutware erkannt wurde. Die Orna-
mentmotive waren nicht allein übernommene, sondern auch neue,
dazu kufische Schriftzeichen als Borten.
Bedeutend in ihrer Qualität sind vor allem die Gefäße in Lüster-
malerei. „Ja, in der Leuchtkraft und Färbung des Lüsters hat
die Samarraperiode schon das höchste geleistet und alles in den
Schatten gestellt, was eine spätere Zeit im Osten und Westen, in
Persien, Ägypten, Spanien und Italien auf dem Gebiet der Lüster-
malerei erreichen sollte“ (Sarre).
Gaston Migeon wies zuerst darauf hin, daß diese gleiche Lüster-
keramik häufig zum Vorschein kam in Ägypten (Fostat), in Ober-
ägypten (Bahnasa), in Medinat Azzahra bei Cordoba in Spanien
und ebenso in der Kala’a der Beni Hamad in Algier. Sie fand sich
auch in Persien. Sarre schließt daraus, daß diese an verschiedenen
Orten gefundene Keramik „aus dem für Samarra typischen, fein-
geschlemmten, weißgelben Scherben aus Samarra oder seiner Um-
gegend nach aller Welt im 9.—12. Jahrhundert exportiert worden
ist“. Die Lüstermalerei wurde in Samarra auch in der Fliesen-
keramik angewandt.
Die Tradition erzählt, daß die Lüsterfliesenmalerei aus Baghdad
auf Befehl des Fürsten Ibrahim ibn el-Aghlab (H. Saladin) nach
der Sidi ’Okba in Kairuan 894 n. Chr. gebracht worden sei.
Auch die Fabrikation von Glas wurde in Samarra kultiviert.
Gravierung mit geometrischen Mustern, Schleifen und Schneiden