Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
46

Textilkunst

Stoffe aus der Zeit der Fatimiden gefunden, nämlich aus der Zeit
des El Mostansir Billah (1036—94) und des El Fäiz (1154—1160). Sic
zeigen in der Ornamentik nichts Eignes (Abb. 20). „Der einzige
neue Beitrag, den der Islam in die Wirkerei eingebracht hat, ist die
arabische Schrift, und ihre schön geschwungenen Linien sind auch
das Beste, was an diesen späten Ausläufern noch zu rühmen ist“
(0. v. Falke). In der Mamelukenzeit stehen Ägypten und Syrien
in engem Zusammenhang. „Ägypten scheint nicht nur Goldfäden
hergestellt zu haben, sondern neben dem alten Seidenland Syrien
auch Goldseidenstoffe“ (Dreger). Der Maghrib wirkt auch in Seide,
Wolle, Baumwolle und Leinen. Spanien verwendet Gold und Pur-
pur und leuchtende Pflanzenfarben. Als chinesische Motive in die
Wirkerei eindringen, sind es Spanien und der Maghrib, die die
Tradition in Schriftform und dem Geometrisieren der Motive be-
wahren.
Die Teppiche waren von jeher die vom Abendland begehrteste
Kunstware des Orients. Persien, das wir aus unserer Betrachtung
ausgeschlossen haben, ist das eigentliche Land der Teppiche. Klein-
asien und Mesopotamien sind neben diesem die bedeutendsten Sitze
dieses Kunstgewerbes. Als die Araber 637 n. Chr. die Sasaniden-
residenz Ktesiphon eroberten, fiel ihnen im Palast der berühmte
Gartenteppich in die Hände. Er war für die heute noch stehende
Halle hergestellt worden und stellte den sommerlichen Garten dar,
den er für den Winter in der Halle vortäuschen sollte. Aus diesem
schließen wir, daß der Luxusteppich schon in Gebrauch war, und daß
die Prachtteppiche der Kalifenhöfe in Anlehnung an diese sasani-
dische Teppichkunst entstanden sind. Aber sollten die Araber nicht,
wie alle Nomadenvölker, den Gebrauch des Teppichs in ihren Zelten
längst gekannt haben? Wir besitzen nur wenig Teppiche aus dem
15. Jahrhundert, und nur zwei bis drei aus dem 13. Jahrhundert. Für
das 15. und 16. Jahrhundert bieten die deutschen und italienischen
Bilder jener Zeit das reichste Material. Was sonst an alten Teppichen
erhalten ist, außer jenen ganz frühen, stammt aus dem 16.—18. Jahr-
hundert. Die Frage der Technik der sasanidischen und der Baghdader
Teppiche ist noch nicht geklärt; wir wissen nur, daß die Teppichwir-
kerei bis in die frühislamische Zeit eine Hauptrolle spielte. Die
 
Annotationen