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Allgemeine Kunstchronik: ill. Zeitschr. für Kunst, Kunstgewerbe, Musik, Theater u. Litteratur — 16.1892

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Allgemeine Kunst-Chronik. XVI. Bd. Nr. 21
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https://doi.org/10.11588/diglit.73754#0571
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526

Allgemeine Kunst-Chronik.

signy, welcher seit 1777 vorn Schauplatze seiner Thätigkeit
zurücktrat und rein privatim noch vierzig Jahre weiter
lebte. Die einseitige Berücksichtigung solcher rein per-
sönlicher Momente muss in Tabellen dieser Art Ver-
wirrung anrichten, die hier nicht ausgeblieben ist und die
das Buch, ganz abgesehen von den sonstigen tiefen Mängeln,
unbrauchbar macht. Die neuere Periode seit 1750 ent-
behrt der Übersichtlichkeit. Man begegnet hier einem
chaotischen Durcheinander von Namen, wobei kaum der
Bewanderte sich auskennt, der Schüler und Lernbeflissene
aber nahezu rathlos dasteht. Lückenhaftigkeit in wichtigen
Partien und wieder unnütze Anhäufung von leerem Ballast
bilden die wenig, empfehlenswerten Eigenschaften dieser
Veröffentlichung. Aus dem vorliegenden Werke wird
niemand Nutzen zu ziehen vermögen. Wer selbst der Be-
lehrung so bedürftig ist, darf nicht die Anmaßung be-
sitzen, vor anderen mit seinem Halbwissen flunkern zu
wollen. Der Verfasser hat sich da an eine Aufgabe heran-
gewagt, der er durchaus nicht gewachsen ist.
Dr. Max Di'etz.

Kunstnachrichten,
(Zusammengestellt vom Herausgeber.)
Wien. In der Eligius-Kapelle der Stefanskirche
wurde ein neues Glasgemälde (Votivfenster) angebracht,
welches der Major in Pension Emil Ritter v. Liebenberg
in Wien zum Gedächtnis für seine verstorbenen Ver-
wandten gewidmet hat. Das Votivfenster enthält sechs
Darstellungen aus den Legenden des heiligen Blasius und
Eligius und bildet eine neue Zierde des Innern unseres
ehrwürdigen Domes.
Hof- und Universitäts-Buchdrucker Adolf Holz-
hausen ist gestorben; ein bedeutender Kunstdrucker,
dessen Name weit über die Grenzen Österreichs drang.
Er erreichte ein Alter von 65 Jahren und feierte erst
kürzlich sein fünfzigjähriges Geschäftsjubiläum. Adolf
Holzhausen war im Jahre 1827 zu Braunschweig als der
Sohn eines Beamten und ehemaligen Offiziers des Lützow-
schen Freikorps geboren. Seine Mutter war eine geborene
Campe, eine Zwillingsschwester des Hamburger Buch-
händlers Julius Campe und Nichte des berühmten Ver-
fassers von „Robinson", des herzoglichen Schulrathes
J. H. Campe. Nachdem Adolf Holzhausen mit seinen
Eltern nach Helmstedt übersiedelt war, trat er als Fünf-
zehnjähriger bei Dr. Meyr, dem Begründer des „Journals
für.Buchdruckerkunst", in die Lehie. Im Jahre 1847 wurde
er Gehilfe und arbeitete als solcher in Hannover, Hamburg und
Wolfenbüttel, wo er den Typen-Notendruck erlernte. In
Hamburg heiratete er die Tochter seines Chefs H. G. Voigt,
mit welcher er in nahezu vierzigjähriger glücklicher Ehe
lebte. Im Jahre 1858 kaufte Holzhausen im Vereine mit
Hermann Jakob die Manz'sche Buchdruckerei in Wien,
die er 1864 allein übernahm. Holzhausen war Ritter des
Franz Josef-Ordens und Besitzer der Medaille für Kunst
und Wissenschaft sowie Ehrenmitglied mehrerer gelehrter
Gesellschaften.
^In der Rotunde hielt Herr Dr. Oskar Fleischer,
Direktor des preußischen Instrumentenmuseums und Dozent
der Musikwissenschaft an der Berliner Universität, vor
geladenen Gästen am 1. d. M. einen interessanten Vortrag
über die kostbaren alten .Tasteninstrumente, welche Herr

Morris Steinert in seinem Klavierpavillon ausgestellt hat.
Dr. Fleischer erläuterte an den Typen dieser Sammlung
den Bau der Klavichorde und Harpsichorde sowie einiger
Hammerklaviere der frühesten Epoche, wobei Steinert
die Leistungsfähigkeit der besprochenen Klavierinstrumente
durch seine vollendeten Vorträge auf den durch ihn vor-
züglich rekonstruirten alten Harpsichorden und Klavichorden
zu Gehör brachte. Zwei Bach'sche Fugen und einige
Improvisationen, welche er in den merkwürdig vibrirenden
Tönen des Klavichords zu Gehör brachte, fanden stür-
mischen Beifall.
Paris. In Cherbourg ist am 22. September das
Denkmal für Jean Francois Millet enthüllt worden. Ob-
gleich nicht seine Geburtstadt, zählt Cherbourg ihn zu
den Seinen, weil es ihm das Stipendium verliehen hat, das
ihm ermöglichte, unter Delaroche zu studiren. Das Denk-
mal besteht aus einer Granitsäule, die die Marmorbüste
Millet's von Chapu trägt. Zu Füßen der Säule sind zwei
Bronzedarstellungen von Boutellier: die Attribute der
Malerei und eine Bäuerin mit einem Kinde, das Millet eine
Palme reicht.
London. Im britischen Museum sind eine Anzahl
von Abgüssen nach Bildwerken aus Persepolis aufgestellt
worden, die Herr Cecil Smith durch zwei italienische Gießer
hat anfertigen lassen. Besonders bemerkenswert sind: ein
Abguss des bekannten aus einem Monolith bestehenden
Cyrus-Denkmals in der Ebene von Murghab und ein Ab-
guss des langen Frieses aus dem großen Empfangssaal im
Palast des Königs Xerxes in Persepolis. Er stellt eine
Prozession von Leuten verschiedener Nationalität dar, die
dem König die Berichte seiner Beamten und die Gaben
seiner Unterthanen überbringen.
Dasselbe Museum hat mit einer Zeichnung von
Gentile Bellini eine wertvolle Seltenheit erworben. Die
Zeichnung ist wol die Skizze zu dem 1577 durch eine
Feuersbrunst zerstörten Wandgemälde im Dogenpalast zu
Venedig und stellt Papst Alexander III. dar, den Dogen
Sebastiano Ziani segnend. Eine Bürgschaft für den Wert
der Zeichnung kann man schon darin erblicken, dass
Rembrandt eine Kopie davon fertigte, deren glückliche
Besitzerin die Wiener „Albertina" ist.
Florenz. Am 11. September wurde beim herr-
lichsten Wetter und unter dem Zulauf einer großen städti-
schen und ländlichen Volksmenge in dem nahen Antella,
dem Lieblingssitze Ubaldino Peruzzi's, des letzteren
Denkmal, ein Werk des jungen Bildhauers Vagnetti
enthüllt. Dasselbe ist eine Marmorbüste' in doppelter
Lebensgröße auf einem polychrom gehaltenen Unterbaue.
Die Festrede wurde vom Professor Del Lungo gehalten,
und eine hübsche Beleuchtung des Ortes schloss die er-
hebende Feier.

Ausstellungen,
München. In der VI. internationalen Kunstaus-
stellung wurden angekauft*): Von dem Prinz-Regenten das
Ölgemälde: Kose Shoseki, Tokio: „Gänseherde''; das
Pastell: E. Oppler, München: „Träumerei". Von der Her-
zogin von Edinburg da^ Ölgemälde: H. v. Siemiradzki,
Rom: „Auf der Klosterterrasse"; das Aquarell: N. Ci-

*) Siehe Nr. 17 bis 20 der „Allgemeinen Kunst-Chronik".
 
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