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Münsterbau-Verein <Konstanz> [Hrsg.]
Das Alte Konstanz: Stadt u. Diöcese in Schrift u. Stift dargest. — 2.1882

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Heft 4
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Zur Geschichte von Konstanz in fränkischer Zeit, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.8575#0064
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Lodann inußte der Bischof von Ronstanz in alter Zeit ab und zn, insbesondere
aber bei Anlaß der Benedicirnng des 2lbts von Atnri, sich nach Mindisch begeben, nm
dort einen Gerichtstag in j)erson abzubalten:

„Oum ubba8 Nnren8i8 benecljeitnr, notum taojut epi^eopo eoiimitulioiiem illius
loei. kopulim uutem vmlit aä coiitlietum 6i>i8eopi, cjuo et eueteri eiim eouvieciiiei
vaäuut: beiiieet u<1 lViuäi^eli, iliicgie eeelesju^tjeum M auciiut et iuäieium 8U8tiuebit,
8ieut eon8titutum 68t omui 8anetue eeelemue." Vnouxni. Nureimi^.

Beweist diess alte Satznng, wie nicht blos in Ronstanz, sondern anch umgekehrt
in Mindisch die Lrinnernng an die srnbere Rathedra in Lhren gehalten wnrde, so besagt
das ächronikon des Rlosters ^>t. Atartin zn Atnri ferner mit ansdrncklichen Morten, daß
nnter Bischos Atarimns der Bischofsstichl von windisch nach Ronftanz gernckt wnrde:

chub Iioe vgAoberto*) reZe branoiue traimlatim est epmeopatim uo8ler cle
Viuäoni88a iä 68t tViuämeli aä Oon8tautiam 8iib Uaximjuo vel Uaximo, «jui ultimu8
Viiiäolli88ae et primu8 Ooimtautme 6pi8eopU8 kuit."

Osr dem s6. Iahrbundert angebörende Lhronist Atanlins (ein Bregenzer dchoicherr)
bernst sich in seiner elironiea epi8eopatu8 Oou8tcHitien8i8 (bei j)iftorins III. p. 691) dafnr,
datz das Bischnm Ronstanz vormals in windisch war (aliciuauäo Vinäoime tui886), ans ein
dchronikon von Leäa veiieimbilm, michin ans eine (l)nelle ans dem 8. Iastrhundert und
sichrt weiter an, auch in der dihronik des Rlosters i5>t. Gallen werde die 2lnsicht vertreten,
daß Rönig Oagobert*) das Bischnm von Mindisch nach Ronftanz verlegt habe,**)
D. Rettberg, welcher sonft in seiner Rirchengeschichte Deutschlands II. tz sc, l5>. 98 ff. die
Richtigkeit der Ronftanzer Ueberliesernng in Anschnng der alten Lseimftätte des Bischnms
anzweiselt, gibt hier wenigftens soviel zu, daft Alanlins, wenn anch nicht in ächtem Text,
so doch in spätern Zusätzen des Beda'schen Thronikwerks eine derartige Botiz gefnnden
haben möge.

Line genane Zeitangabe, um welches Iahr die Oerlegnng stattgefnnden, ift nicht
möglich, wogegen sich eine ungefähre Aeitangabe dasnr ans folgenden Oaten ermitteln läßt:

Die Uerlegnng kann nicht vor dem I. 549 und nicht nach den I. 610^15 ersolgt
sein. Denn anf der obsn besprochenen Lxnode von Grleans vom I. 549 erscheint noch
ein Bischos (Grammatins) von Mindisch. Kir 610115 aber ift durch die dem c. nnd 8.
Iahrhundert entftammenden Lebensbeschreibnngen des hl. Tolnmban und hl. Gallns schon
ein Bischos von Ronftanz (Gaudentins) bezsngt. Im s). 612j15 starb nach der ältern vita
8. Oalli der so eben erwähnte Bischof Gandentius von Ronstanz. Oa ihm jedensalls noch
der Bischof Akarimns, unter welchem die verlegung stattfand, im L)irtenamte voransging,
so sällt der Ansang des Bisthums Ronstanz ohne Zweisel noch in das 6. Iahrhundert.

Nach dem Ronstanzer Bischofskataloge war aber B. Aäaximns nicht der nnmittel-
bare und einzige vorgänger des Gaudentins ans dem l5>tuhle von Ronstanz, aus ihn
solgten znnächst noch die Bischöse Nndols (Anso) nnd Ursinns (Ursicinns), was die ver-
legnng des Bisthnms von Vindisch nach Ronstanz schon in die Mitte des 6. Iahrhun-
derts rnckt. Damit in merkwnrdiger Usbereinstimmnng ist die Thatsache, daß nach der
im I. 549 Zu Grlsans abgehaltenen Lxnode kein Bischos von Vindisch mehr in den
Akten der gallisch-sränkischsn Toncilien erscheint. Und in gleicher Veise harmonirt damit

*) Ls wird unten die Rede davou seiu, daß hier die vou A. Dagobert vorgeiiommeue Feststellung dcs Bisthums-
sxrengels mit der Lrrichtung des Bisthums selbst verwechselt ist.

**) „I>t elironiou moiuistsrii 8. äkillo itu Imbetur, ut vaAodertus rex §rkiiiooruirl sxisooi>uin u Viuäonissg. iu
Ooustuutiam truustulsrit."
 
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