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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 3.1878

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Erstes Heft
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Köhler, Ulrich: Ueber die Zeit und den Ursprung der Grabanlagen in Mykene und Spata: (gelesen in der Sitzung vom 13. Dezember 1877)
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https://doi.org/10.11588/diglit.34745#0017

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DIE GRADANLAGEN IN MYKENE UND 8PATA

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Steinen und Vasen nachweisen, welche von den Inseln des
ägeischen Meeres stammen und nach der Technik einer sehr
frühen Zeit angehören. Auf einer Vase von der Insel Kreta,
welche in Form und Technik mit mykenischen Gefässen über-
einstimmt, ist ein grosser Polyp aufgemalt, dessen lange
Fangarme auch die Rückseite ausfüllen *. Auf die Inseln des
Archipelagos führt uns aber auch noch eine andere Wahr-
nehmung. Unter den mykenischen Funden bemerkt man meh-
rere Exemplare einer kleinen weiblichen Figur aus Gold-
blech. Die Figur ist nackt dargestellt und hält die Arme unter
den Brüsten zusammengeschlagen ; an einigen Exemplaren
sitzen Tauben auf dem Kopf und auf den Schultern. Bemer-
kenswerth ist auch;, dass die Scham angegeben ist. Unzwei-
felhaft haben wir hier das Prototyp der Aphroditedarstellun-
gen vor uns., welches in den phönikischen Niederlassungen
auf Kypern entstanden zu sein scheint. Mit diesen mykeni-
schen Figuren aus Goldblech hat bereits Flerr Newton gewisse
kleine weibliche Idole aus Marmor von rohester Technik ver-
glichen welche auf den griechischen Inseln gefunden werden
und in den Motiven mit den mykenischen Figuren überein-
stimmen. Auch die Scham findet sich an diesen Idolen ange-
geben, was gegen griechische Sitte ist A
Irre ich nicht, m. H., so sind wir der Beantwortung der
Frage über den Ursprung der Gräberanlagen von Mykene und
Spata, welche wir genöthigt wurden aufzuwerfen, um einen

* Die Vase befindet sich seit einiger Zeit im Museum der archäotogischen
Geseiischaft in Athen. Es ist ein bauchiges Giessgefäss von 0,4t M. Hoehe und
0,87 Umfang. Das Bild des Polypen ist auf gelbiichem Grunde in rotli auf-
getragen. Ein anderes Gefäss derselben Provenienz hat lineare Ornamente (ho-
rizontal Linien und concentrische Kreise). Wegen geschnittener Steine mit
dem Polypen vgl. Ross tnselreisen IU S. 2t.
" Vgl. Ross, Archäol. Aufsätze t S. 52-55. Thiersch hielt die Figuren für
vorgriechisch (karisch), in Athen pflegt man sie jetzt afs phoenikisch zu be-
zeichnen. Dass sie nur auf den Insein Vorkommen, ist mir auf Befragen von
competenter Seite bestätigt worden. Die von Ross angeführten Provenienzen
falten in den Bereich der südiichen Kykladen, ein Exempiar soii in Attika ge-
funden sein.
 
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