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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 5.1880

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Heft 4
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Sybel, Ludwig von: Zu Athena und Marysas
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https://doi.org/10.11588/diglit.35006#0412
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ZU ATHENA UND MARSYAS

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mit so scharfem Contour umschnittene, links vom Satyr an-
stehende Steinfläche war bestimmt, im weiteren Fortgang der
Arbeit deutlichere Gestalt zu erhalten; das Relief war auf
drei Figuren angelegt; der Satyr sollte in der Mitte ste-
hen, Athena rechts und symmetrisch gegenüber, links und
hinter dem Satyr, die unausgeführte dritte Figur, von der ich
freilich nicht zu sagen vermag, oh Person Thier Baum Fels
oder Geräth beabsichtigt war. Vielleicht war es diese Figur,
welche dem Arbeiter missrieth und den Anlass gab die Arbeit
liegen zu lassen, wie Lüders es vermuthete. Zur äussern Be-
stätigung der so erweiterten Reliefcomposition dient der Um-
stand, dass zu beiden Seiten des unteren Gefässleibes die An-
sätze von Henkeln oder Hebegriffen erhalten sind; der Hen-
kel rechts sass gleich hinter der Athenahgur, aber der Henkel
links folgte nicht gleich auf die Satyrfigur, sondern erst auf
jene vorstehend ermitteltedritte Figur. Das bakchische Gefäss
sollte einen entsprechenden Reiiefschmuck erhalten; in erster
Linie ward überhaupt ein Satyr bestimmt, secundär die spe-
cielle Scene, in der er erscheinen sollte. Hierzu wählte man —
wenn anders die bekannten Uombinationen haltbar bleiben —
die myronische Gruppe SaüyrM/n
welche sich freilich der aus decorativen Gründen vorherbe-
stimmten dreifigurigen Disposition zu fügen hatte. Analog ist
in dem Bilde des von Lüders im BaBefGno 1873 S. 169 be-
schriebenen nach Amerika gegangenen Thongefässes der vor
der Ebne stehende Kantharos mit derselben Scene verziert; je-
doch isthierdieGruppeauf zwei Figuren beschränktgeblieben.
Ist nun aus dieser das Relief betreffenden neuen Erkennt-
nis ein Ertrag für oder gegen jene Combination zu gewinnen?
Mit dem Münzbild, welchem wir die grössere Autorität ein-
räumen, Cautelen Vorbehalten, stimmen — im Spiegelbild —
die beiden Hauptfiguren des Reliefs im Motiv der Bewegung,
während der Bewegungscharakter hier energischer, überzeu-
gender erscheint; die Vasen, die Marmorstatue und die Bronze
scheinen einerseits die ganze Anordnung im Münzbilde, an-
dererseits aber die energischere Bewegung im Relief zu bestä-
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MITTH.D.ARCH.INST. V.
 
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