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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 12.1887

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Heft 4
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Studniczka, Franz: Zu dem Bronzekopfe "Museen von Athen" Tafel XVI
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https://doi.org/10.11588/diglit.42075#0391
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ZU DEM BRONZEKOPFE ‘MUSEEN VON ATHEN' TAFEL XVI 3?3
lichere Replik des f Apollon ’ 1 im Westgiebel des Zeustem-
pels zu Olympia gelten muss2, und der diesen Köpfen nahe
stehende Bronzekopf ist noch etwas strenger. Auch hier also
haben wir zu lernen, wie viel höher die vorpersische Kunst
entwickelt war, als wir bisher annehmen konnten.
Von überraschendem Raffinement ist auch die Ausführung
des Kopfes. Zwar der Guss ist noch beträchtlich dick (c. 5ram)
und wie es scheint mit dem erdigen Gusskern angefüllt ge-
blieben. läppen und Brauen bestehen, wie auch bei anderen
archaischen Bronzen, aus von feinen Ritzen umgebenen, also
offenbar eingelegten und ursprünglich andersfarbigen Strei-
fen. An der Oberfläche des Auges liegt nur am Stern die
Bronzeoberfläche zu Tage, das Weisse des Augapfels war mit
einer schabbaren, porzellanähnlichen Masse aufgetragen, die
gebohrte Pupille mit einem braunen, nur im linken Auge er-
haltenen Stoffe ausgefüllt. Das merkwürdigste ist aber die
naturalistische Angabe der Augenwimpern, welche ganz ähn-
lich, wie es öfter an Marmorköpfen, an Bronzen meines Wis-
sens nur äusserst selten, beobachtet worden ist, in Gestaltei-
nes kleinen Bronzekammes gebildet waren. Trotz ihrer Ver-
stümmelung und Beschädigung sind sie bei genauerem Zu-
sehen auch in der Abbildung kenntlich. Am Oberlid des
rechten Auges fehlen die Wimpern gegen den Aussenwinkel zu
ganz, weiterhin sind sie mit Oxyd zusammengebacken und
an den Spitzen verstümmelt; am unteren Lid überdies der
ganze Wimperkamm gegen den Augapfel festgedrückt. Am
besten erhalten hat er sich am linken Oberlid, wo er noch
ziemlich wagrecht vorragt; ich zählte hier 18 Wimperhaare,
von denen die mittleren bis 3mm lang und an der Wurzel
über V2mm breit sind. Ob die Wimpern gleich mitgegossen

1 Die in den Reim. Mitth. 1887 S. 56 ausgesprochene Vermutung, dass
die Figur Herakles zu nennen sei, habe ich als irrig erkannt; vgl. auch
Löschcke Dorpater Progr. 1887 S. 1 A. 2
2 Er wird nächstens in der Έφηρερις veröffentlicht. [Vgl. oben S. 276.]
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ATHEN. MITTHE1 LUNGEN XII.
 
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