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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 18.1893

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Robert, Carl: Sosipolis in Olympia
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https://doi.org/10.11588/diglit.37662#0050
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40

C. ROBERT

Dass dem Sosipolis so wenig wie dem attischen Zeus Ύπατος
mit Wein libirt werden darf, deutet ebenfalls auf das hohe
Alter des Kultes.
Am Fuss des Kronoshügels in unmittelbarer Nähe der ural-
ten Kultstätte der Meter ein zusammen mit Eileithyia verehr-
tes göttliches Kind, was kann das anders sein als eine Hypo-
stase des Zeuskindes oder richtiger das Zeuskind selbst, und
zwar das kretische, das ja auch in der Schob Arat. 46 über-
lieferten kretischen Sage in Schlangengestalt erscheint1. Das
bestätigt zunächst der Name. Die Verehrung des Zeus Σωτήρ
ist ausserordentlich verbreitet2 und wir dürften ihn schon an
sich dem Σωσίπολις unbedenklich gleichsetzen; doch ist über-
dies ein Zeus Sosipolis durch Strabo XIV 648 ausdrücklich
bezeugt, worauf mich 0. Kern hingewiesen hat. Eine weitere
Bestätigung giebt das Gemälde in der Sosipoliskapelle der
Stadt Elis. Das Bild, dessen Zeit sich allerdings nicht ermit-
teln lässt, stellte das Kind dar in einer bunten mit Sternen
geschmückten Chlamys, das Horn der Amalthea, seiner Amme,
in der Hand3.
Die göttliche Frau, die einst vor das Heer der Eleer mit
dem Sosipoliskinde auf dem Arm hingetreten war, ist natür-
lich die Meter selbst; aber auch der Eileithyia, die bei der
Geburt des Heilands hilfreich der Rhea zur Seite gestanden
hatte, vergass man nicht. War ihr Kult doch auch in Kreta
früh bekannt, falls er nicht überhaupt dort seine eigentliche
Heimat hat. Nach diesem allem wage ich nicht mehr wie frü-
her4 daran zu zweifeln, dass die kretische Geburtssage nicht

1 Vgl. Eratosthenis catasterismorum rel. S. 25. 62.
2 Vgl. die Zusammenstellung in Preller’s Griech. Mythologie 4 I S.15!,2.
3 Purgold’s Hypothese (Hist, und phil. Aufsätze E. Curtius gewidmet S.
227), dass das Knäblein des Boelhos, das im Heraion vor der Aphrodite
des Kleon aufgestellt war, gleichfalls den Sosipolis dargestellt habe, hat
durch obige Darlegung freilich ihre historische Grundlage verloren. Möglich
bleibt sie indessen doch; für die Verbindung mit Aphrodite Hesse sich die
Lage des Sosipolislempels neben dem Heiligtum der Aphrodite Urania gel-
tend machen.
4 In der vierten Auflage von Preller’s Griech. Mythologie I S. 137, 3.
 
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