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TH. WIEGAND
Vorkragende Platten an den Innenwänden, die als Opfer-
tische oder gar zur Aufnahme eines Agalma hätten dienen
können, haben wir im Gegensatz zu früheren Besuchern eben-
sowenig gesehen, wie die von Ulrichs für einen Altar erklär-
ten Reste vor dem Gebäude; sie mögen der von Baumeister er-
wähnten modernen Zerstörung anheim gefallen sein1. Dage-
gen fand sich noch die in Ulrichs Zeichnungen aufgenommene
gekrümmte ‘ Peribolosmauer ’ im Westen des Baues, die aber,
aus kleinen Steinen bestehend, unzweifelhaft späten Ursprungs
ist, wie schon Welcher vermutet hatte. In der Mitte der inne-
ren Westwand kragt ein Stein nur desshalb etwas vor, weil
er gewaltsam aus der alten Lage gebracht ist; gegenüber der
Thür, 5,40m von der N. 0. Ecke entfernt, tritt ein 24cm brei-
ter, 25cm hoher Block hervor, aber nur um 6cm, Ausserdem be-
findet sich links von jedem Fenster je ein ganz geringer bos-
senartiger A^orsprung roher Blöcke, die, wie jener, tief in die
Wand einbinden.
Während die früheren Besucher den ursprünglichen Boden
des Gebäudes mit Trümmern überdeckt fanden, sahen wir
ihn, infolge der inzwischen von Bauern vorgenommenen Nach-
nrabunffen, an mehreren Stellen zu Tao-e lieo-en, so dass die
alte Wandhöhe zu 2,35m bestimmt werden konnte. Auf dem
Boden läuft längs der Wände ein etwa 70cm breiter Plattenum-
gang·; dass aber auch die Mitte einst einen Belag hatte, geht
aus den Anschlussflächen der Platten mit Sicherheit hervor2.
Gegen die Benennung des Gebäudes als Tempel spricht zu-
nächst der Grundriss. Zu keiner Zeit haben Tempel eine sol-
che Form gehabt, am allerwenigsten aber in der classischen,
in die wir das Bauwerk setzen mussten Man hätte die Thür
wieder in die südliche Langseite gelegt3 noch Fenster daneben
angebracht. Für Ulrichs und Welcker war das 1 Hypälhron’ der
1 Topogr. Skizze der Insel Euböa S. 30.
2 Eine dieser Bodenplatten an der Ostseite konnte ganz gemessen wer-
den: Länge 205cm, Breite 69-73cm, Dicke 18cm.
3 Mit Unrecht sagt Krell, Gesell, des dorischen Stils S. 33, dass die Un-
gunst des Terrains einen Eingang im Osten unmöglich gemacht habe.
TH. WIEGAND
Vorkragende Platten an den Innenwänden, die als Opfer-
tische oder gar zur Aufnahme eines Agalma hätten dienen
können, haben wir im Gegensatz zu früheren Besuchern eben-
sowenig gesehen, wie die von Ulrichs für einen Altar erklär-
ten Reste vor dem Gebäude; sie mögen der von Baumeister er-
wähnten modernen Zerstörung anheim gefallen sein1. Dage-
gen fand sich noch die in Ulrichs Zeichnungen aufgenommene
gekrümmte ‘ Peribolosmauer ’ im Westen des Baues, die aber,
aus kleinen Steinen bestehend, unzweifelhaft späten Ursprungs
ist, wie schon Welcher vermutet hatte. In der Mitte der inne-
ren Westwand kragt ein Stein nur desshalb etwas vor, weil
er gewaltsam aus der alten Lage gebracht ist; gegenüber der
Thür, 5,40m von der N. 0. Ecke entfernt, tritt ein 24cm brei-
ter, 25cm hoher Block hervor, aber nur um 6cm, Ausserdem be-
findet sich links von jedem Fenster je ein ganz geringer bos-
senartiger A^orsprung roher Blöcke, die, wie jener, tief in die
Wand einbinden.
Während die früheren Besucher den ursprünglichen Boden
des Gebäudes mit Trümmern überdeckt fanden, sahen wir
ihn, infolge der inzwischen von Bauern vorgenommenen Nach-
nrabunffen, an mehreren Stellen zu Tao-e lieo-en, so dass die
alte Wandhöhe zu 2,35m bestimmt werden konnte. Auf dem
Boden läuft längs der Wände ein etwa 70cm breiter Plattenum-
gang·; dass aber auch die Mitte einst einen Belag hatte, geht
aus den Anschlussflächen der Platten mit Sicherheit hervor2.
Gegen die Benennung des Gebäudes als Tempel spricht zu-
nächst der Grundriss. Zu keiner Zeit haben Tempel eine sol-
che Form gehabt, am allerwenigsten aber in der classischen,
in die wir das Bauwerk setzen mussten Man hätte die Thür
wieder in die südliche Langseite gelegt3 noch Fenster daneben
angebracht. Für Ulrichs und Welcker war das 1 Hypälhron’ der
1 Topogr. Skizze der Insel Euböa S. 30.
2 Eine dieser Bodenplatten an der Ostseite konnte ganz gemessen wer-
den: Länge 205cm, Breite 69-73cm, Dicke 18cm.
3 Mit Unrecht sagt Krell, Gesell, des dorischen Stils S. 33, dass die Un-
gunst des Terrains einen Eingang im Osten unmöglich gemacht habe.