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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

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Heft 1
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Zahn, Robert: Vasenscherben aus Klazomenai
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0055

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VASENSCHERBEN AUS KLAZOMENAI

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der beliebten Reihe weisser Punkte geschmückt, hat oben
einen Ring, an dem die Zügel festgebunden werden konnten.
Das sechsspeichige Rad ist aus freier Hand gemalt und wie
der Wagenstuhl mit Ritzlinien umzogen. Auf dem nach oben
gebogenen Ende der Deichsel sitzt ein dem Wagen zugekehrter
Greifenkopf L
Der Lenker des Gespannes ist ein bärtiger Krieger,der ebenso
gezeichnet ist wie die Figuren der anderen Scherbe. Er trägt
einen Helm, dessen Busch über das Stabornament hinaus auf
den Hals der Hydria übergegriffen haben muss ; mit der
Rechten hält er zwei Zügel, mit der Linken den Schild mit
Schilddecke, den Speer, dessen Spitze mit einer gewissen Sorg-
falt angegeben ist, und das andere Zügelpaar. Die Konturen des
Helmes, des Schildes und seiner Decke sind geritzt, der Schild-
kreis ist aus freier Hand gezogen. Von dem roten Grunde des
Schildes hebt sich ein weisses Gorgoneion ab. Auch bei ihm
sind Innenzeichnung und Umrisse, wie es scheint, mit heller
Firnissfarbe gemalt. Wollten wir uns den Krieger auf dem
Wagen stehend denken, so wäre vielleicht für seine Beine kein
genügender Raum vorhanden. Er ist wol vielmehr im Be-
griff, auf den Wagen zu springen. Ein Rest des noch auf dem
Boden stehenden Beines ist unterhalb der Schilddecke erhalten,
man erkennt auch zwei mit verdünntem Firniss gezeichnete
Muskellinien. Dass der Krieger auf das in vollem Lauf befind-
Ό
liehe Gespann steigt, hat nichts Auffallendes1 2. Die Kompo-
sition ist den Darstellungen von Apobaten entlehnt, wie sie
uns der neue klazomenische Sarkophag in London zeigt (Mo-
numents Piot !V Taf. ö).
Links unter den Pferden bemerkt man einige gerade Li-
nien, vielleicht Speere von Gefallenen, über die das Gespann
dahinjagt.
Es erübrigt noch einen für die Deutung besonders wichtigen
Rest zu betrachten. Man bemerkt unter dem Wagenstuhl hin-
1 Vgl. über diesen Schmuck weiter unten.
2 Auch in späterer Zeit kommt das noch vor: Museo ßorbonico VIII Taf,
14. Friederichs-Wolters Nr. 1997.
 
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