Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:
Zahn, Robert: Vasenscherben aus Klazomenai
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0088

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
76

R. ZAHN

Wir wissen, dass die Klazomenier aus Furcht vor den Persern
ihre Stadt auf eine nahegelegene Insel verlegten1. Es ist wol
denkbar, dass unter diesen Umständen manche Künstler es
vorzogen, ihr Vaterland zu verlassen und sich nach dem un-
ter der Herrschaft des Peisistratos aufstrebenden Athen zu
wenden. Vielleicht sind uns noch Werke von ihnen erhalten
in der fragmentirten Stele in Berlin mit dem Jünglingskopf2
und dem Marmordiskos mit dem Bildniss des Arztes Aineios3.
Bei jenem erinnert die Form des Schädels, die Bildung des
Auges, der freundliche Gesichtsausdruck sehr an die Köpfe
des so oft erwähnten Sarkophages, bei diesem wird das ei-
gentümliche Profil mit der zurückweichenden Stirne, die
hohe Stellung der Augenbraue4 und der lange Bart5 sich

1 Pausanias VII, 3, 8. S. Reinach, Revue des etudes grecques 1895 S. 167 f.
hat gewiss Recht, wenn er die Verlegung der Stadt mit dem ersten Vor-
dringen der Perser in Zusammenhang bringt. Sie konnte ja nur Sinn haben
zu einer Zeit, als den Persern noch keine Flotte zur Verfügung stand.
2 Conze a. a. 0. Nr. 8 Taf. 6, 2, wo die Litteratur angegeben ist.
Pottier hat den Ivopf mit Werken des Euphronios verglichen, er scheint
mir aber sicher älter zu sein. Auch der Kopf in Umrisszeichnung auf einer
attischen Schale, den Winter, Arch. Zeitung 1885 S. 198 f. mit ihm ver-
gleicht, zeigt den Einfluss der klazomenischen Kunst. Köpfe und Büsten
als Verzierung zu verwenden ist eine Eigentümlichkeit der klazomenischen
und überhaupt der jonischen Kunst (vgl. die klazomenischen Sarkophage
iWon. dell’ Inst. XI Taf. 53, Antike Denkmäler II Taf. 25, den rhodischen
Sarkophag Salzmann, Camiros Taf. 28, die Scherbe aus Myrina Pottier und
Reinach, Necropole de Myrina Taf. 51, die jonische Amphora in Berlin 1674).
Sie ist vielleicht ein Erbteil aus der mykenischen Kunst, vgl. den Silber-
becher Έφημερις άρχ. 1888 Taf. 7 und Perrot-Chipiez VI S. 813 (s. auch
Böhlau, Jahrbuch 1887 S. 46 f.). So wirkt auch in den in Umrissen ge-
zeichneten Büsten auf Schalen der Kleinmeister, über die Winter a. a. 0.
S. 189 f. handelt, die neue Kunst auf die älteren Vertreter des schwarz-
figurigen Stiles noch ein. Weiteres werde ich in meiner Besprechung des
Kreises des Andokides beibringen.
3 Dragendorff, Jahrbuch 1897 S. 1 f.
4 Dieselben Eigentümlichkeiten zeigen die behelmten Köpfe auf dem Sar-
kophage Antike Denkmäler II Taf. 25. Vgl. auch die Köpfe auf unserer
Scherbe 1.
3 Für die Form des Bartes vergleiche die Scherben von Defenneh Tunis
II Taf. 30, 1. 2; Jahrbuch 1895 S. 43. 44.
 
Annotationen