Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

DOI Heft:
Heft 2-3
DOI Artikel:
Pollak, Ludwig: Priamos bei Achill
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0184
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
L. POI.I.AK

172
Berichte der sächsischen Gesellschaft 1878 S. 124 ff1.
Als älteste der uns erhaltenen Darstellungen der λύτρα über-
haupt gibt sich das olympische Belief argivischer Herkunft(a)
und seine wol dem gleichen Culturkreise entstammenden Re-
pliken (b, c) zu erkennen. Die Sage ist in gedrängter Knapp-
heit dargestellt. Achill stehend, vor ihm der tote Hektor auf
dem Boden,Priamos von Hermes geleitet — das ist Alles. Von
dieser Schlichtheit bis zu Brygos, dessen Hand wir wol den
herrlichen wiener Skyphos2 zuschreiben dürfen, war zeitlich
wie künstlerisch ein weiter Weg. Kurz deutet das Epos an
(XXIV, 475), dass Priamos bei Achill eintritt, nachdem die-
ser eben geschmaust hat. Wenn Luckenbach3 sich an das
'nachdem’ klammert und daraus dem Vasenmaler einen Vor-
wurf schmiedet, so hat mit Recht A. Schneider4 nach Benn-
dorfs Vorgang (a. a. 0. S. 244 ) dies zurückgewiesen. Aber
nicht Brygos gebührt diese malerische Erweiterung der knap-
pen Scene. Das Vorbild lag seiner Zeit voraus. Unsere Vase,
welche einige Decennien älter sein wird als das wiener Ge-
fäss, ist wol das früheste Beispiel dieses Typus, den wir im
Gegensätze zu jenem argivischen als einen echt attischen be-
zeichnen dürfen. In wesentlichen Momenten stimmen mit die-
sen zwei Gefässen noch zwei andere überein. Es ist dies eine
schwarzfigurige Lekythos5 (Arch. Zeitung 1854 Taf. 72, 3)
und die münchner strenge rotfigurige Schale Jahn 404 (Over-
beck, Heroengallerie Taf. 20,3; Klein, Lieblingsinschriften
S. 34 Nr. 20). Beide sind gewiss schlecht abgebildet,doch ge-
nügt ein Blick, um zu erkennen, dass die eben genannte Le-
1 Unsicher ist, ob der Trojaner bei Priamos ein kraterähnliches Gefäss
oder einen Panzer auf der linken Schulter trägt, keinesfalls ist es un gründe
piatlo; die Schale in Priams Händen ist zum mindesten zweifelhaft.
2 Monumenli delL' Istituio Vitt Taf. 27, Masner,Sammlung antiker Vasen
und Terracotten Nr. 328, Hartwig, Meisterschalen S. 363 f.
3 Verhältnis der Vasenbilder zu den Gedichten des epischen Kyklos (im
XI. Supplementbande zu Fleckeisens Jahrbüchern) S. 509.
Der troische Sagenkreis S. 35.
5 Mit Recht hat Robert (Bild und Lied S. 19) die Meinung Luckenbachs
(a. a. O. S. 509) zurückgewiesen, dass Achill hier zum Spotte und Hohne
den Becher reiche.
 
Annotationen