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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

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Heft 2-3
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Pollak, Ludwig: Priamos bei Achill
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0185

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PRIAMOS BEI ACHILL

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kythos zu den spätesten Erzeugnissen der schwarzfigurigen
Technik gehört und nicht älter ist als die zwei strengen rotfi-
gurigen Darstellungen. Alle vier Vasenbilder stimmen darin
überein, dass sie Achill aut der Kline beim Male1 darstellen,
während Hektor den κύνες τραπεζήες gleich unter oder vor der
Kline liegt, dass Priamos von linksher naht, bald königlich
würdevoll, bald seine Würde vergessend im tiefen Schmerze
die Hände zum gewaltigen Sieger erhebt. Aber in einem
Punkte unterscheidet sich wesentlich unsere Lekythos von den
anderen Vasenbildern,nämlich durch die Begleitung des Pria-
mos. Während sie auf dem wiener Gefässe aus den reiche λύτρα
tragenden Troern und Troerinnen besteht2, auf dem münch-
ner es Hermes war, der übereinstimmend mit dem Epos
Priamos verlässt, sobald er ihn zu Achill geführt hat, auf der
späten schwarzfigurigen Lekythos zwei Jünglinge mit einem
Pferde die Begleitung bilden, erblicken wir hier Priamos von
zwei Frauen gefolgt, während eine dritte rechts von Achill in
entsprechender Stellung erscheint. Die Deutung der Frauen
hinter dem Greise kann keinem Zweifel unterliegen. Sie gehö-
ren zur Familie des Priamos. Mit ihm zugleich kommen sie,
mit ihm bitten sie; hingegen wird man die weibliche Gestalt
rechts von Achill wol besser Briseis benennen, wie sie, aller-
dings nicht so heftig erregt, auf der münchner Schale darge-
stellt ist3. Mit der Schilderung des Epos stimmt unsere Vase
nicht. Nur Idaios begleitet (XXIV, 3*25. 470) den von Her-
mes geführten Priamos ins Lager der Griechen. Wieso kam
nun ein Vasenmaler des 6. Jahrhundertes dazu, die weiblichen
Angehörigendes Priamos mit darzustellen? Der Unterschied in
der Auffassung ist zu gross,als dass man annehmen könnte, er
habe dies aus eigener Erfindung gethan. Man muss vielmehr
die Quelle suchen, aus welcher er schöpfte.

1 Vgl. Fröhner, Arch. Jahrbuch 1892 S. 27.
2 Eine der ältesten Darstellungen der Geschenke tragenden Troer war
wol die des Bathykles am amykläischen Throne des Apollon; vgl. Klein in
den Arch. epigr. Mitth. IX S. 149, 159 Anm. 9.
3 Vgl. Arch. Jahrbuch 1894 S, 156,
 
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