Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

DOI issue:
Heft 2-3
DOI article:
Pollak, Ludwig: Priamos bei Achill
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0186

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
174

L. POLL AK

Doch betrachten wir vorher die anderen Denkmäler, welche
ebenfalls die Familie des Priamos bei der Lösung Hektors
darstellen. Es sind nur Sarkophage. Zu den schon in Benn-
dorfs Aufzählung unter s, k und i angeführten kamen noch i
und m unseres Nachtrags hinzu. Etwa sieben Jahrhunderte
liegen zwischen unserer Vase und dem 'griechisch-römischen’
Sarkophage von Ephesos s (Robert a. a. 0. Taf. 52-23, 47)
und die Kluft erweitert sich bei den anderen noch mehr. Nach
so langer Zeit taucht also wieder dieses Motiv auf. Aber noch
später sind die Iitterarischen Quellen, welche diese Version
wiedergeben. Bei Dictys Cretensis III 20 wird Andromache,
bei Cedrenus 127 D noch Polyxena genannt und beide fügen
ausserdem Astyanax und Laomedon hinzu und im Wesent-
lichen stimmen mit ihnen andere,allerdings auch späte Auto-
ren überein1. Auffallend genug, dass erst in so späten Nach-
richten die P’amilie Priams eingefübrt wird. Aber diese Ein-
führung war nicht eine Neuerung, welche auf ihre Rechnung
zu schreiben ist, unser Vasenbild führt uns vielmehr an die
reine ungetrübte Quelle, welche durch viele unbekannte Rinn-
sale hindurch erst im späten getrübten Niederschlag er-
halten blieb. Mit dem Epos stimmt unsere Lekythos nicht,
eine freie Erfindung des Vasenmalers ist nicht anzunehmen,
Einfluss der Tragödie ist in dieser Zeit unmöglich, es bleibt
keine andere Quelle als die gleichzeitige damals blühende Ly-
rik. Was Bergk2 geahnt hat, wurde besonders durch Robert3
weitergeführt und nun erst beginnt man der Lyrik den von
ihr geübten Einfluss zuzugestehen. Hier sei nur an die Be-
deutung erinnert, welche Stesichoros, der η,ιριτης Όαήρου für
die Ιλίου πέρσις und Orestie besitzt. Auf die Skolienpoesie
wurde das Herakles-Kerberos-Bild einer berliner Schale 4 zu-

1 Vgl. Benndorf a. a. O. S. 255 Anm. 1 und Robert, Sarkophagreliefs II
S. 61 Anm. I.
2 Griechische Litteraturgeschichte II S. 296.
3 Bild und Lied S. 24 ff. vgl. Köhler in den Athen. Mitth. 1884 S. 1 ff.
und O. Jahn, Abhandlungen der sächsischen Gesellschaft VIII S. 707 ff.
4 Hartwig im Arch. Jahrhuche 1893 8, 168,
 
Annotationen