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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

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Heft 2-3
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Prott, Hans Theodor Anton von: Enneakrunos, Lenaion und Dionysion en Limnais
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0222
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H. VON ΡΒΟΤΤ

am Ilissos zu suchen sind. Hier ist nun zu untersuchen, ob
denn auch im Anfänge des Beweises der Text so gesichert ist,
wie man jetzt anzunehmen pflegt. Fast allgemein setzt man
hier eine Lücke an und ergänzt etwa: τα. γάρ ιερά έν αυτοί τη
άκροπόλει <(τά άρχαϊα τής τε Αθήνας )> και άλλων θεών έστι. In-
dessen dieses καί άλλων θεών ist auffallend schleppend und so
wenig prägnant, dass es eigentlich gar nicht beweist, was es
beweisen soll. Waren denn nicht Heiligtümer 'der Athena
und anderer Götter’ auch in anderen Teilen der Stadt?
Früher hat man an der Überlieferung keinen Anstoss genom-
men. Krüger erklärt 'καί άλλων θεών, als der Athene’, und da
diese und ihr Fest, die Synoikia, vorher erwähnt sind, ist
diese Erklärung sprachlich doch wol nicht unmöglich. Es
scheint zwar, als ob im Sinne kein Unterschied sei; aber καί
άλλοι 'und andere’ ist nicht dasselbe wie καί άλλοι 'auch an-
dere’. Dieser letztere Begriff 'auch (noch) andere’ leitet un-
merklich über zu dem Begriffe 'noch eine Anzahl anderer’ und
der Sinn könnte so etwa sein : Auf der Akropolis sind eine
ganze Anzahl von Götterkulten zusammengedrängt und unter
anderen auch Kulte der Göttin, von der die Stadt ihren Na-
men hat. Freilich fühlt man sich hier noch unsicherer als bei
der früher besprochenen Stelle. Ist wirklich eine Lücke vor-
handen, so kann man erst recht nicht wissen, was in dieser
stand, was also Thukydides eigentlich gemeint hat. So konnte
man auf den Gedanken kommen, es werde hier vielleicht auf
eine merkwürdige Thatsaehe angespielt, dass nämlich die
Kulte doppelt vorhanden waren , sowol auf und an der Burg
wie am Ilissos.
Dass es am Ilissos eine Reihe alter Kulte gab, kann man
nicht bezweifeln, und es wird sich hier vielleicht einmal eine
eigene durch die liebliche Gegend hervorgerufene Art attischer
Naturreligion nachweisen lassen. Für einen Teil dieser Kulte
ist der Ausgangspunkt offenbar ein Naturmal gewesen, der
Erdschlund der Ge Olympia, in dem sich die deukalionische
Flut verlaufen haben sollte und an dem zum Andenken daran
das nach der Legende von Deukalion gestiftete uralte Toten-
 
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