Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

DOI Heft:
Heft 2-3
DOI Artikel:
Amelung, Walter: Schiedsgericht zwischen Poseidon und Athene
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0249
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
SCHIEDSGERICHT ZWISCHEN POSEIDON UND ATHENE 237
Daneben könnte nur noch eine Deutung in Frage kommen
nämlich die auf Iris, welche dargestellt wäre im Begriff, die
Urne umzustürzen, um die Stimmen zu zählen. Der Bogen
über ihr müsste dann für eine Andeutung des Regenbogens
gehalten werden. Doch wird Iris durch diesen nie in der
Kunst bezeichnet (Roschers Lexikon II S. 339 ), während das
Attribut, das ihr sonst nie fehlt, hier unterdrückt wäre, näm-
lich die Flügel. Auch wäre es dem Verfertiger des Stempels
leicht gewesen, durch eine Neigung der Urne anzudeuten,
dass sie entleert werden soll, wie es auf zwei Reliefs geschehen
ist, die uns nachher beschäftigen werden. Die Handlung der
Figur auf dem Medaillon kann, wie sie dargestellt ist, nur so
verstanden werden, dass etwas in die Urne gelegt wird, und so
ist sie denn bisher auch allgemein verstanden worden. Mag
man aber diese oder die andere Deutung für die Mittelfigur
annehmen, so kann es doch nicht zweifelhaft sein, dass das
Ganze das Schiedsgericht zwischen Poseidon und Athene dar-
stellen soll.
Die Gomposition gewinnt bei unserer Erklärung ein eigenes
Leben und Interesse, und ihre Erfindung ist keineswegs un-
bedeutend. Doch scheint es mir sicher, dass sie nicht für den
kleinen Raum des Münz-Rundes gemacht ist. Das Reizvolle,
das sie zweifelsohne besitzt, konnte erst hei einer Ausführung
in grösserem Masstabe in Relief oder Bild zur Geltung kom-
men, wobei dann sicher ein weiterer Chor von Zuschauern,
göttlichen und menschlichen, durch seine Teilnahme an dem
momentanen Ereigniss dessen Wichtigkeit noch bedeutender
erscheinen liess.
Es ist sicher, dass sich manche der Darstellungen auf den
Medaillons auf grössere Bildwerke zurückführen lassen. Einige
Beispiele mögen genügen. Für Statuen sei verwiesen auf Grü-
ber Taf. 6 = Fröhner S. 33, wo ein bekannter Asklepios-Ty-
pus dargestelt ist (vgl. Amelung, Führer durch die Antiken
in Florenz Nr. 94); auf dem Medaillon Grüber Taf. 8, 1 ist
ein Apollon im langen wehenden Gewände dargestellt, wie er
sich statuarisch im Braccio nuovo des Vatican (unpublicirt)
 
Annotationen