Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

DOI issue:
Heft 2-3
DOI article:
Bissing, Friedrich Wilhelm von: Stierfang auf einem ägyptischen Holzgefäss der XVIII. Dynastie
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0258

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
246

F. VON BISSING

dass man zunächst wie bei den Stieren der asiatischen Kunst
den Eindruck eines Einhorns hat, aber sie fehlen nicht gänz-
lich.
Eine Stierjagd ist auch in Medinet Habu auf der Südostseite
des ersten Pylons dargestellt: Ramesses 111 erlegt zu Wagen
wilde Esel und Stiere1, aber die ungemein lebendig darge-
stellte Scene findet nach der Inschrift auf einem asiatischen
Feldzug am Ufer eines von Dickicht umgebenen Flusses Statt,
vermutlich in Nordmesopotamien, wo auch Senacherib die
wilden Rinder jagt2. Im Kultus hat sich noch eine Remi-
niscenz an die alte Sitte,den Stier zum Opfer einzufangen er-
halten : in Abydos fängt Sethos I und sein Sohn Ramesses den
Stier mit dem Lasso, d. h. er schlingt um den zur Vorsicht
schon am einen Hinterfuss gefesselten Stier die Fangleine,
während sein Sohn den Stier am Schwanz packt (Mariette,
Abydos l Taf. 53). Maspero hat gezeigt,dass diese Darstellung
in Zeiten zurückweist, wo der König noch wirklich den kräf-
tigsten Stier aus der halbwilden Heerde herausfing.


Fig. 2

Mit der Darstellung des Holzgefässes hat unter allen ange-
führten die Benihassan (Ausgabe des Arch. survey) 11 Taf.
31 abgebildete,hier Fig. 2 wiederholte Scene die grösste Ahn-

1 Murray, Handbook of Egypt 1896 S. 802.
2 Maspero, Lectures historiques S. 274 ff. Auch auf dem Obelisk Salma-
nassars (Layard, Nineveh and its remains I S. 282) kommt das wilde Rind
vor. Reisner macht mich aufmerksam auf den Bericht Keilinschrift. Biblio-
thek I S. 38, der aus der Zeit Tiglathpilesars I (etwa 1100) stammt und be-
merkt, dass der Name des Wildstiers (genauer Bergstiers) schon in Texten
des dritten Jahrtausends vorkommt.
 
Annotationen