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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

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Heft 2-3
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Bissing, Friedrich Wilhelm von: Stierfang auf einem ägyptischen Holzgefäss der XVIII. Dynastie
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0259

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SilERFANG AUF EINEM AEGYPTISCHEN HOLZGEFAESÖ 247
lichkeit. Sechs Männer bändigen auf freiem Feld einen Stier;
zwei haben ihn mit der Bola an den Hörnern festgebunden,
einer fasst ihn mit aller Gewalt am Schwanz, zwei andere
fallen dem Tier um die Beine, einer endlich fliegt mit aus-
gebreiteten Armen in der Luft über den Hörnern des Stiers:
das wütende Tier hat ihn hochgeschleudert. Analog möchte
ich das Bild der Holzbüchse erklären : der Stier ist aus dem
Dickicht1 gebrochen, hat den ersten Mann überrannt, einen
zweiten in die Luft geschleudert, während ein dritter sich eben
duckt, um dem Stoss der Hörner zu entgehen und vielleicht
das eine Bein des Stiers zu fassen. Dass der Mann über dem
Stier nicht etwa auch am Boden zu denken ist, lehrt die
Haltung des rechten Arms, der sonst hinter dem Stier ver-
schwinden müsste. Aber auch etwa auf den Stier springend
kann man ihn sich nicht denken : die etwas nach unten
geneigte Haltung des Oberkörpers scheint mir dagegen zu
sprechen und der ausgestreckte Arm würde andernfalls wol
nach dem Kopf und den Hörnern, nicht dem Halse fassen.
Leider fehlen uns die vermutlich weiter rechts aufgestellten
andern Jäger, nur der treue Llund sizt ruhig da und erwartet
das Wild.
Hat der Inhalt des Bildes in Ägypten nichts Befremdendes,
so macht der überaus lebendige Stil auf den ersten Blick
einen unägyptischen Eindruck. Wol jedem Beschauer fällt
unwillkürlich das Wandgemälde ein, das Schliemann zu
Tiryns entdeckt hat 2.
Die Ähnlichkeit ist in der That vorhanden, die Bewegung
des Stiers ist die gleiche, die Haltung des Schwanzes sehr
ähnlich, die Stellung des Mannes über dem Stier zu Tiryns
nimmt etwa die Mitte ein zwischen der zu Benihassan und
der auf dem Gefäss. Ich glaube sogar dass das ägyptische
Bild die Deutung des tirynthischen Gemäldes auf einen

1 In dem wir ihn z. B. auf der Arch. Jahrbuch 1898 Taf. 2 publicirten
Schale aus Ägypten sehen.
2 Schliemann, Tiryns Taf. 13 und oft wiederholt,
 
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