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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

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Heft 2-3
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Rubensohn, Otto: Kerchnos
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0287
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KERCHNOS

275

Wir haben hier also eine genaue Beschreibung des Kerchnos.
Ehe wir uns aber mit dieser selbst befassen, müssen wir auf
die beiden Stellen etwas näher eingehen, weil sie in ihrem
ganzen Zusammenhang geeignet sind uns weitere Aufschlüsse
über unseren Gegenstand zu geben.
Ganz kurz nur über das Verhältniss beider Stellen zu ein-
ander. Preller (Polemon Frg. 88) hatte ohne weitere Be-
gründung die Ansicht geäussert, dass Ammonios Lamp-
treus aus Polemon geschöpft habe, nach Münzel bei Pauly-
Wissowa I S. 2902 hätte Polemon den Ammonios citirt, wie
sich aus einer Vergleichung der beiden Stellen ergäbe. Ich
bin für Prellers Ansicht, in der Voraussetzung, dass der ganze
Abschnittt S. i76e und nicht bloss der Satz ό δέ βαστάσας κ,τλ.
aus Ammonios geflossen sind. Das sinnlose φησίν hinter iv οίς
lässt sich nur so erklären, dass Athenaios es in seiner Quelle
gefunden hat. Die ganze Stelle hat demnach schon bei Am-
monios als Gitat gestanden und zwar natürlich als Gitat aus
Polemons Schrift περί του δίου κωδίου. Athenaios hat das φησίν
gedankenlos mit herübergenommen. Die zweite Frage, ob die
längere Fassung 478 d oder die kürzere 4760 die ursprüng-
liche ist, lässt sich dahin beantworten, dass das Ammonios-
citat einen verkürzten Auszug aus der Notiz bei Polemon dar-
stellt. Die Begründung hierfür wird sich im Verlauf unserer

κερνος δε τό λίκνον ή'γουν τό πτυον έστίν. Das Aussehen des λίκνον ist uns be-
kannt, man vgl. nur z. B. Bulletiino comunale 1879 Taf. 2—5; es war si-
cherlich auch nie aus Thon gefertigt, kann also nicht als άγγεΐον κεραμεουν
bezeichnet werden. Die Bemerkung des Scholiasten ist falsch. Es scheint
mir auch keinem Zweifel zu unterliegen, dass der Fehler mittelbar oder
unmittelbar seinen Grund in der falschen Auslegung des letzten Satzes der
im Text angeführten Polemonstelle hat. Bei Polemon ist das Wort λικνοφο-
ρη'σας nur herangezogen, um die Art des Tragens des Kerchnos für jeden
griechischen Leser in der einfachsten Weise zu kennzeichnen (s. u.). Der
Scholiast oder vielmehr seine Quelle hat diese Wendung missverstanden
und geglaubt, es wäre mit diesen Worten auch etwas über die Gestalt des
Kerchnos gesagt. Ähnlich zu beurteilen ist Pollux IV, 103: τό κερνοφόρον
δρχημα οίδ’ δτι λίκνα ή έσχ_αρίδας φέροντες· κέρνα δέ ταυτα εκαλείτο, wobei ich
allerdings eine Erklärung für die Bezeichnung des Kerchnos als έσχαρίς
nicht geben kann.
 
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