Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

DOI issue:
Heft 2-3
DOI article:
Wiegand, Theodor: Das Theater zu Priene
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0323

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
DAS THEATER ZU PRIENE

311

Stabe ersetzt, welche tiefe Spuren zurückgelassen haben. Das
mag geschehen sein, als man die Statuen eines gewissen, in
Priene oft geehrten Apollodoros und seines Schwiegersohnes
Thrasybulos vor dem Proskenion aufstellte. Somit blieben von
da ab nur noch vier Intercolumnien für herausnehmbare Pi-
nakes übrig, wofür sogar ein epigraphischer Beweis vorhan-
den ist. Denn auf der Rückseite der entsprechenden vier Pfeiler
liest man die vier Marken : A B Γ Δ.
In römischer Zeit hat man das Skenengebäude dadurch
verändert, dass man die Vorderwand des Oberstockes abriss
und etwa 2ra rückwärts eine Skenenwand mit den üblichen
Nischen, Aus- und Einsprüngen aufmauerte. Zur Unter-
stützung dieser Schmuckwand zog man der Länge nach durch
den Unterstock, der drei dicke Backsteingewölbe erhielt, eine
Bruchsteinmauer, die jedoch ebenfalls mit drei Thüren ver-
sehen wurde. In jener Zeit scheint man auch im Zuschauer-
raum, gegenüber der Bühne auf der fünften Sitzreihe, eine
etwa 4m lange,löwenfüssige Marmorbank neu eingefügt zu ha-
ben (vgl. die Zeichnung des Durchschnittes auf Taf. 11 links);
die Spuren späteren Einbaues sind wenigstens unverkennbar.
Eine wichtige Veränderung erfuhr noch das Proskenion. Wie-
derum mit Ausnahme der drei den Skenenthüren gegenüber-
liegenden Intercolumnien hat man alle Zwischenräume der
Frontstützen verschlossen, diesmal aber mit bemalten dünnen
Wänden aus Bruchstein und Mörtel. Im westlichsten Inter-
columnium ist ein solcher 'gemauerter Pinax ’ in der Höhe
eines halben Meters erhalten ; auf der dem Publicum zuge-
kehrten Seite zeigt er in bunten Farben auf gelbem Grunde
die Reste einer Flügelthür.
Die wichtigsten Ergebnisse der Aufdeckung des Theaters zu
Priene sind wol folgende: Es ist das erste Theater, in dem
sich ein Altar gefunden hat. Er steht nicht, wie man erwartet
hätte, in der Orchestra-Mitte, sondern seitab, in der Proe-
drie. Aus der Orchestra, die für Schaustellungen frei blieb,
schritt der amtirende Priester,das Antlitz dem Zuschauerraum
zu kehrend, heran.
 
Annotationen