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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

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Heft 2-3
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Dörpfeld, Wilhelm: Das griechische Theater Vitruvs, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0339

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DAS GRIECHISCHE ,IiHEA,I<ER VITRUVS

327

Stellung, der selbstverständlich keiner ihrer Stützpunkte war,
verstärkt worden ist, so ist mir eine solche Beurteilung ganz
unerklärlich. Meine Angriffsstellung gegenüber der alten
Bühnentheorie ist doch unbedingt durch die Möglichkeit, den
vitruvischen Widerspruch fortzuschaffen, fester und gesicher-
ter geworden.
Solange ich mit Bethe und den anderen Forschern von der
Voraussetzung ausging, dassjVitruv unter dem theatrum Grae-
corum das hellenistische Theater Griechenlands verstehe,
widersprachen seine Vorschriften in einem wichtigen Punkte
der von mir oft dargelegten Theorie, dass im griechischen
Theater der Spielplatz zu allen Zeiten vor dem Proskenion in
der Orchestra gelegen habe. In jenem Aufsatze suchte ich nun
nachzuweisen, dass diese Voraussetzung nicht berechtigt sei.
Ich erinnerte nämlich an die nicht genügend beachtete That-
sache,dass es in der Zeit Vitruvs neben dem römischen Theater
noch zwei verschiedene Theaterarten gegeben hat, die beide
im Gegensatz zu jenem als theatrum Graecorum bezeichnet
werden durften, nämlich erstens die hellenistischen Theater
Griechenlands und Kleinasiens, wie die Bauwerke von Epi-
dauros, Eretria, Delos und Priene, und zweitens die späteren
Theater Kleinasiens, also Bauwerke wie die Theater von Ter-
messos und Aspendos oder die umgebauten Theater von Priene,
Ephesos und Magnesia. In meinem Buche über das griechi-
sche Theater hatte ich den letzteren Typus lediglich als En-
terart des römischen Theaters betrachtet, weil er in wesent-
lichen Punkten mit diesem übereinstimmt. Es wäre aber rich-
tiger gewesen, in ihm einen besonderen Typus zu sehen, der
in der Mitte steht zwischen dem römischen und dem helle-
nistischen Theater. Denn mit beiden Arten hat er manche
Eigentümlichkeiten gemein. Sind doch mehrere dieser Theater
Kleinasiens durch kleine Veränderungen aus hellenistischen
Theatern entstanden. Auch hätte nicht übersehen werden dür-
fen, dass schon Schönborn (Die Skene der Hellenen) in den
jüngeren kleinasiatischen Theatern, wie z.B. in dem von Aspen-
dos, den griechischen Typus Vitruvs erkannte. Die älteren
 
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