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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

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Heft 2-3
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Dörpfeld, Wilhelm: Das griechische Theater Vitruvs, 2
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Litteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0343

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DAS GRIECHISCHE THEATER VITRUVS

33 i

spricht zu deutlich gegen das Vorhandensein einer erhöhten,
für die skenischen Aufführungen bestimmten Bühne, als dass
ein in verschiedener Weise deutbares Zeugniss noch entschei-
denden Wert für ihr Vorhandensein beanspruchen könnte.
Im V. Jahrhundert hatte das griechische Theater, wie jetzt
fast allgemein zugegeben wird und auch Bethe anerkennt,
keine Bühne; die Orchestra war der Spielplatz für Chor und
Schauspieler, und neben ihr erhob sich die Skene als Hinter-
grund des Spiels. Es liegt gar keine Veranlassung vor, für
die beiden folgenden Jahrhunderte, in denen noch vielfach
die älteren Stücke mit ihrem Chor aufgeführt wurden eine
vollständige Änderung des Spielplatzes und der Skene anzu-
nehmen. ln den ältesten erhaltenen Theatergebäuden , z. B.
in dem lykurgischen Theater zu Athen, in dem polykletischen
von Epidauros, in den Bauten von Eretria, Delos und Priene,
deren Entstehung bis ins IV. und III. Jahrhundert hinauf-
reicht, finden wir noch immer den alten kreisrunden Spiel-
platz und neben ihm an derselben Stelle, wo wir fürs V. Jahr-
hundert die hölzerne Skene anzunehmen hatten, einen durch-
schnittlich 3m hohen Säulenbau mit hölzernen Pinakes in den
Jntercolumnien und dahinter einen grösseren Saal oder ein-
zelne Zimmer. Wir sehen also Bauten vor uns, die offenbar
in ihrer Gestalt und Einrichtung eine directe Nachbildung der
alten hölzernen Skene und ihrer Dekoration sind. Was be-
rechtigt uns nun, diesen Säulenbau, für den der Name Pro-
skenion urkundlich gesichert ist, trotz seines Namens, trotz
seiner für eine Bühne ganz unpassenden Abmessungen, trotz
seiner architektonischen Ausstattung und trotz seiner Lage
neben dem alten Spielplatz für eine Bühne zu erklären, ihn
für ein Podium zu halten, auf dem vom IV. oder III. Jahr-
hundert an die Schauspieler regelmässig gespielt haben sollen?
Wenn uns nicht sichere Nachrichten und unumstössliche Ar-
gumente beigebracht werden, müssen wir einer solchen Hypo-
these entschieden widersprechen.
Gleichwol hat diese Theorie nicht nur früher Vertreter ge-
funden, sondern wird auch jetzt noch von Bethe energisch
 
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