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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

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Heft 2-3
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Dörpfeld, Wilhelm: Das griechische Theater Vitruvs, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0344

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332

W. DOERPFELD
verteidigt. Und welche Argumente werden beigebracht? Es
war bisher fast ausschliesslich die Nachricht des Vitruv über
das Logeion des theatrum Graecorum , auf die man sich
stützte: 'DasZeugnissVitruvs’, so sagte Bethe (Gott gel.
Anz. 1 897 S. 710) genügt allein und vollkommen für
jeden philologisch Geschulten’, um es 'als eine abso-
lut feststehende Thatsache zu betrachten’, 'dass das
hohe schmale Proskenion die Bühne war’. Daneben
wurden dann noch einige andere Zeugnisse für eine Bühne
angeführt, die früher nur als Nebenargumente galten, jetzt
aber selbständige Beweiskraft haben sollen. Betrachten wir
zunächst das Hauptargument, die Angabe Vitruvs.
Ich bin stets überzeugt gewesen, dass sich irgend ein Weg
finden lassen müsse, um das Zeugniss des Vitruv über die
Bühne seines theatrum GraecorumKw das altgriechische und
hellenistische Theater zu entkräften. Nur über die Art und
Dichtung des einzuschlagenden Weges habe ich geschwankt.
Die Entwicklungsgeschichte des Theaters, wie ich sie auf
S. 3ö3 unseres Buches über das griechische Theater kurz ge-
schildert habe, redete eine zu deutliche Sprache; sie zeigte
mir klar, dass die Forschung sich auf einem falschen Wege
befinde. Das hellenistische Theater, wie man es sich nach Vi-
truv denken musste, nämlich mit einer hohen schmalen Bühne
als Spielplatz der Schauspieler, war mit dem bühnenlosen
Theater des V. Jahrhunderts nicht in Einklang zu bringen.
Bethes Versuch, eine Entwicklungsreihe herzustellen, indem
er die Entstehung einer niedrigen Bühne am Ende des V.
JahrhunderLs und dann ein schnelles Wachsen derselben über
das zulässige Mass von etwa 1,50ra hinaus bis zur Höhe von
3“ im III. Jahrhundert annahm, war nicht nur an und für
sich wenig glaubwürdig, sondern befand sich auch nicht ein-
mal in Übereinstimmung mit den erhaltenen Monumenten.
Von irgend einer Zwischenstufe zwischen dem alten Spiel-
plätze in der bühnenlosen Orchestra und der vermeintlichen
3m hohen Bühne ist in den Theaterbauten Griechenlands auch
nicht die geringste Spur erhalten.
 
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