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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

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Heft 2-3
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Dörpfeld, Wilhelm: Das griechische Theater Vitruvs, 2
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Litteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0364

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W. DOERPFELD

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bildet sei. Und welches sind die Beweise für diese jedem Au-
genschein widersprechende Behauptung? Br zählt ihrer drei
auf (Gott. gel. Anz. 1897 S. 711), die wir einzeln besprechen
müssen.
Erstens weist Bethe darauf hin,dass die an der Vorderwand
einiger Bühnen dargestellten Säulchen ungewöhnliche Propor-
tionen haben und berechnet aus der Höhe ihrer Kapitelle und
dem Masse ihrer Durchmesser die wirkliche Höhe zu etwa 10
Fuss. Dass er dabei ( Prolegomena S. 285) die Säulenhöhe
nach jonischen Vorbildern zu 8-9 Durchmessern berechnet,
während es sich doch um dorische Säulen handelt, ist ein un-
wesentliches Versehen. Dass er aber überhaupt auf Vasenbil-
dern aus der Dicke einer Säule und aus der Höhe des noch
dazu falsch gezeichneten dorischen Kapitells die wirkliche Höhe
der Säule berechnen und die gezeichnete Höhe darnach cor-
rigiren will, halte ich für unzulässig.Warum corrigirt er nicht
lieber umgekehrt die Dicke nach der Höhe?
Noch seltsamer ist der zweite Beweis: Bethe citirt zunächst
beistimmend meine Bemerkung, dass die niedrigen Bühnen
der späteren römischen Theater niemals einen Säulenschmuck
haben und behauptet dann, dass überhaupt nur hohe, nicht
aber niedrige Bühnen mit Säulen auseestattet werden dürften.
O O
Um diese merkwürdige Behauptung dem Leser glaubhaft zu
machen, werden einige recht starke Ausdrücke zu Hülfe ge-
nommen: 'Man stelle sich nur vor, wie es sich machen muss,
wenn Menschen über einer Bühne von Säulen agiren, die nur
halb so hoch sind wie sie selbst. Die Improportionalität würde
aufs Unangenehmste auffallen, es wäre eine grenzenlose Ge-
schmacklosigkeit’ (Prolegomena S. 284, Anm. 8). Folglich, so
schliesst er weiter, müssen die auf den Vasen niedrig gezeich-
neten Säulen in Wirklichkeit höher als die Menschen sein!
Assteas, der Maler des bekanntesten unter den angeführten
Vasenbildern (vgl. Das griechische Theater S. 317), scheint
indess Bethes künstlerisches Urteil nicht geteilt zu haben, denn
sonst würde er die nach Bethes Meinung in Wirklichkeit ho-
hen Säulen schwerlich niedriger als die Menschen gezeichnet
 
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