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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

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Heft 2-3
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Dörpfeld, Wilhelm: Das griechische Theater Vitruvs, 2
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Litteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0365

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DAS GRIECHISCHE THEATER VITRUVS

353

und sich so der 'grenzenlosen Geschmacklosigkeit ’ schuldig
gemacht haben. Nach meinem Gefühle —und ich glaube da-
rin nicht allein zu stehen— ist es überhaupt unschön, eine
Bühne, die doch den Erdfussboden darstellen soll, vorne mit
Säulen zu stützen und so Schauspieler oben auf Säulen agi-
ren zu lassen. Aber wenn durchaus Säulen angebracht wer-
den sollen, scheinen mir niedrige Stützen oder kurze Säulchen
viel erträglicher als hohe Säulen, die einer Säulenhalle an-
zugehören scheinen. Im Altertume hat man offenbar ebenso
geurteilt. Denn in keinem einzigen antiken Theater aus Stein
ist die Bühne, mag sie hoch oder niedrig gewesen sein, ur-
sprünglich mit Säulen ausgestattet worden. Die Pfosten und
Säulchen der Phlyaken vasen sind künstlerisch ausgebildete
niedrige llolzpfosten, aus denen die italischen Bühnen gezim-
mert waren. Die Nachfolger dieser Holzbühnen, die Steiner-
nen Bühnen der römischen Theater, haben keine Säulchen
mehr an ihrer Vorderwand
Einen dritten Beweis für seine Behauptung, dass einige
Phlyakenbühnen hohe hellenistische Proskenien darstellen,
entnimmt Betbe dem Umstande, dass weder Thüren noch Pi-
nakesan der Vorderwand dieser Bühnen zu finden sind! Wäh-
rend wol .ledermann aus dem Fehlen dieser für die helleni-
stischen Proskenien so charakteristischen Dinge den Schluss
ziehen wird, dass die Phlyakenbühnen eben keine hohen hel-
lenistischen Proskenien sind , schliesst Bellie in folgender
eigentümlichen Weise: der Maler konnte Pinakes und Thüren
nicht darstellen, weil er nur den obersten Teil der Säulenwand
zeichnete, folglich war die Wand in Wirklichkeit höher als
der Maler sie darstellte. Solange Bethe nicht bessere Argu-
mente beizubringen weiss, wird es wol dabei bleiben müs-
sen, dass die Phlyakenvasen uns die höchstens 5 Fuss hohe
italische Bühne und kein hellenistisches hohes Proskenion vor-
führen. Die über einer Phlyakenbübne hinter den Schauspie-
lern abgebildeten Säulen (vgl. Das griech. Theater S. 324)
gehören dagegen sicher zu einer Dekoration des Hintergrun-
des, also zu einem Proskenion oder einer Skene,
 
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