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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

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Heft 4
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Drerup, Engelbert: Ein athenisches Proxeniedekret für Aristoteles
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0391
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EIN ATHENISCHES PROXENIEDEKRET FUER ARISTOTELES

379

184^ Z. 18. Nach dem unglücklichen Ausgange des lami-
sehen Krieges teilte er das Geschick des Hypereides und Ari-
stonikos, die auf Befehl des Antipatros ergriffen und hinge-
richtet wurden (Schäfer a. a. 0. S. 391/2).
Die politische Stellung des Himeraios passt also vortrefflich
zu seinem Vorgehen gegen Aristoteles; die Identität der Per-
son wird ausser Zweifel gestellt durch die letzten Schicksale
des Himeraios, da in der Inschrift, wie schon Baumstark ver-
mutete, an Stelle des hier unmöglichen Antinoos— 'Abthitus
(Anlinus)’ Steinschneider—-gewiss Antipatros stand. Die enge
Verbindung zwischen dem Einschreiten gegen Aristoteles und
dem Tode des Himeraios existirt allerdings nur in der Phan-
tasie des Arabers. Die Thatsache aber , dass die staatliche
Ehrung des Aristoteles nach so vielen Jahren kassirt worden
ist. giebt uns sicheren Aufschluss über die Stellung, die die-
ser in Athen damals eingenommen hatdenn die Aktion des
Himeraios ist nur aus seiner Antipathie gegen die Makedonen
zu erklären. Aristoteles hatte die Proxenie durch seine Ver-
wendung bei dem Makedonenkönig sich erwirkt, und offen-
bar galt er auch später, als er sich wieder in Athen befand,
als besonderer Günstling des makedonischen Hofes.Nun wissen
wir, dass er im Jahre 323, nach dem Tode Alexanders, Athen
verliess, weil man ihn wegen ασέβεια vor Gericht gefordert
hatte. Aber diese solenne Philosophenanklage, die gegen ei-
nen Anaxagoras und Protagoras und selbst gegen einen So-
krates mit einem Schein von Recht erhoben war, hatte am
Ende des 4. Jahrhunderts ihre innere Berechtigung verloren:
sie war ein Anachronismus geworden, von dem man nicht
begriffen hat, wie man ihn noch in dieser Zeit des sittlichen Ver-
falls begehen konnte. Unsere Urkunde giebt uns den Schlüssel
dafür. Aristoteles hatte sich als überzeugter Makedone poli-
tisch missliebig gemacht, war aber so wenig in die Öffent-
lichkeit hinausgetreten, dass man nicht recht wusste,wie man
ihn fassen sollte. Darum grub man gegen ihn die Klage ασέ-
βειας wieder aus, die schon gegen so manchen Philosophen
ihre guten Dienste gethan hatte : ihre Begründung war aus
 
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