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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

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Heft 4
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Herzog, Rudolf: Reisebericht aus Kos
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0453
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REISEBERICHT AUS KOS

Die Absicht.den Platz des Asklepieions von Kos genauer zu
bestimmen, als es bisher gelungen war, und die Möglichkeit
einer Ausgrabung dort zu untersuchen,führte mich im Sommer
1898 auf die Insel. Durch den Bericht, den M. Dubois in der
Abhandlung De Co insula (Paris 1884 ) über seinen Besuch
der türkischen Festung gegeben hatte, war mir der Gedanke
nahe gelegt, dass die vielen Architekturstücke, welche die
rhodischen Johanniter in das Schloss am Hafen verbaut hat-
ten, Aufschluss über den Verbleib der Beste des Asklepieions
geben könnten, und dass die Mauern der Burg ausser den we-
nigen unbedeutenden Inschriften,die bisher in ihnen gefunden
waren, noch viele an Orten verborgen enthalten,die nur bei Er-
laubniss einer gründlichen Untersuchung der Festungsmauern
entdeckt werden könnten. War es doch sehr auffallend, dass
unter den vielen bisher bekannten Inschriften von Kos das
Asklepieion eine so überaus geringe Bolle spielte, sogar in den
zahlreichen und ausführlichen sakralen Inschriften. Auch von
Weihgeschenken an den Gott und von all den Kleinigkeiten,
die allerorten von dem Vorhandensein einer grossen Kult-
und Heilstätte Zeugniss geben, war keine sichere Spur auf Kos
gefunden. Wenn das Heiligtum systematisch zum Bau der Fe-
stung abgetragen war, so mussten sich auch die grossen In-
schriften in ihr finden1. Von diesen Erwägungen ausgehend
hatte ich zuerst durch die gütige Vermittelung der Kaiserlich
deutschen Botschaft in Konstantinopel ein Gesuch an die tür-

1 Freilich sind die Johanniter bei ihren Bauten sonderbar verfahren. Die
grosse koische Inschrift Paton-Hicks 10 war in die Johanneskirche von
Rhodos verhaut, und die Friesstücke in der koischen Festung, die Ross für
Reste des Asklepieions hielt,sind aus Knidos verschleppt (vgl. Benndorf un4
Niemann, Reisen in Lykien und Karien I S. 12ff.).
 
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