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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

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Heft 4
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Herzog, Rudolf: Reisebericht aus Kos
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0455

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REISEBERICHT AUS KOS

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steides (VII, Dindorf I S. 76), nach welchem die Heilstätte
εν τοΐς των Κώων προαστείοις lag. Προαστεΐον bezeichnet nach
feststehendem antikem Sprachgebrauch die Gegend direkt
ausserhalb der Stadtmauer. Von den bisherigen Forschern
waren drei Plätze für die Stätte des Asklepieions vermutet
worden. Paton {Inscriptions of Cos S. 137) nahm dafür die
einzigen in der Umgebung der Stadt zu Tage liegenden Tem-
pelreste in Anspruch, bei der verfallenen Kirche der Παναγία
Ταρσού jenseits des Dorfes Kermeti, am sanften Abhang der
Gebirgsausläufer. Die Entfernung von der Stadt, die er auf
eine halbe Stunde schätzte, beträgt eine ganze Stunde, so dass
der Ausdruck iv προαστείω nicht mehr darauf passt. Es sind
dort noch Fundamente eines Tempels sichtbar, vom Oberbau
nur noch das Bruchstück einer dorischen Säulentrommel von
etwa 1,25™ Durchmesser mit tiefer Iiannelirung und das eines
dazu gehörigen Triglyphenstücks,beides aus weissem Marmor.
Sonst ist alles abgeräumt. Die Inschriftblöcke, welche in der
Umgebung gefunden wurden und zum Teil noch dort liegen,
haben keinerlei Beziehung zu Asklepios ergeben. Es ist nicht
unmöglich, dass der Tempelbau frührömischer Zeit angehörte.
Der Oberbau kann in die Kalköfen gewandert aber auch zum
Bau der Festung abgeführt worden sein. Eine Untersuchung
der dort verbauten Architekturstücke könnte vielleicht darüber
Auskunft geben ; andrerseits kann Klarheit auch geschahen
werden durch die wenig Arbeit erfordernde Aufräumung des
Tempelplatzes.
Das entgegengesetzte Extrem hatte Dubois {De Co insula
S. 8-11) angenommen,indem er das Heiligtum in die nächste
Nähe der Festung und des Hafens setzte, verleitet durch grosse
Architekturfunde in den dort gelegenen Gärten eines Türken.
Durch private Ausgrabungen, welche dieser anstellte, wurde
aber klar, dass hier nicht das Asldepieion, sondern ein grosses
Gymnasium aus römischer Zeit gestanden hat.
Dubois hatte den von seinem Vorgänger Bayet {Memoire
sur Ule cle Cos, Arcliwes des missions scientifiques 1876
S. 98) angenommenen Platz 'wenige Minuten westlich von
 
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