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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

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Heft 4
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Herzog, Rudolf: Reisebericht aus Kos
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0456

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444

R. HERZOG

der Stadt’ als zu weit entfernt bezeichnet. Ganz klar ist die
Beschreibung Bayets nicht und sein Hauptbeweisstück, 'ein
dorisches Kapitell aus weissem Marmor, von sehr grosser Di-
mension und sehr reinem Profil’, wurde 1884 von Benndorf
und Niemann (a.a.O.) nicht mehr gefunden, ebensowenig von
mir. Auch wusste von den Iioern Niemand etwas darüber.
Ich hielt es zunächst für notwendig, den Umfang, d.h. die
Mauern der antiken Stadt fest zu stellen. Auf den Gängen, die
ich zu diesem Zweck unternahm, zeigte mir mein Führer loan-
nis Kallisperis aus Kalymnos die von ihm mit grosser Wahr-
scheinlichkeit angenommenen Spuren der Stadtmauern. Sie
stellen sich jetzt als ein zum Teil hoher Damm dar, in dessen
Umgebung sich allenthalben grössere Mauersteine finden. Die-
ser vermutliche Mauerzug hat einen Umfang von etwa 2000™;
mit Zurechnung der Seeseite ergibt sich für die ganze Stadt
ein Umfang von 3-4km, gewiss nicht zu viel, wenn Strabon
XIV S. 657 von ihr sagt: ή δε πόλις ού μεγάλη, κάλλιστα δέ
πασών συνφκισρε'νη και ΐδεσθαι τοΐς καταπλέουσιν ηδίστη. Dieser
Stadtumfang deckt sich ziemlich mit dem der erweiterten heu-
tigen Stadt, die sich um Hafen, Festung und innere um-
mauerte Rittersladt in weiterer Bauart mit Gärten bei den
Häusern herumzieht1.
Der mutmassliche Mauerzug schneidet das jetzige westliche
Stadtende Jeni-Kape. Geht man von hier westlich die Strasse
nach Kermeti, so gelangt man nach 200™ an einen Platz von
etwa 100™ Länge und 160™ Breite, der sich im Gelände deut-
lich durch eine Erhöhung von ungefähr 1™ abhebt, und mit
späten Thon- und Ziegelscherben bedeckt ist. ln den Garten-
und Feld mauern rings umher sind viele schöne Blöcke von
blauem Kalkstein und weissem Marmor verbaut. Auf diesen
Platz stimmt die Beschreibung Bayets. Bei einer Besserung

1 Der Plan der Stadt und Umgebung auf der englischen Admiralitäts-
karte Nr. 1550 gibt ein ganz falsches Bild von der jetzigen Stadt, ebenso die
unter ungünstigen Bedingungen aufgenommenen Skizzen von Dubois (De
fio insula Taf. I. II).
 
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