Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Editor]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

DOI issue:
Heft 4
DOI article:
Herzog, Rudolf: Reisebericht aus Kos
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0457

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
REISEBERICHT AUS KOS

445

der durchführenden Strasse kamen verschiedene Marmor-
blöcke zu Tage.
Hier glaubte ich zum Versuch den Spaten einsetzen zu
müssen, und wurde darin durch Herrn Paton bestärkt. Nach
längeren Verhandlungen erhielt ich, wieder durch Vermitt-
lung der deutschen Botschaft, von der Verwaltung der Kai-
serlichen Museen in Konstantinopel telegraphisch die Er-
laubniss zu einer eintägigen Versuchsgrabung. Obwol ich mir
davon kaum einen Erfolg versprechen konnte, wollte ich doch
den Versuch unternehmen. Ich liess an einer Stelle der Peri-
pherie, wo ich am schnellsten in die Tiefe zu kommen hoffte,
einen Stollen von 10“ Länge bis zu 3,30m Tiefe eintreiben.
Aus diesem Stollen wurden aber keine Baureste zu Tage geför-
dert, sondern nur,nach unten immer häufiger auftretend,Scher-
ben, auch kleine Thonlampen aus später Zeit. So musste ich
mich mit einem ganz zweifelhaften Resultat begnügen. Aber
trotzdem bin ich nach wie vor der Ansicht, dass das Askle-
pieion an diesem Platze unter dem Boden gesucht werden
muss. Dazu bestimmen mich hauptsächlich die Ansichten,die
ich mir über seine Schicksale gebildet habe.
In der Stadt und ihrer ganzen Umgebung sind überall In-
schriften in grosser Zahl, Skulpturen und Baustücke zerstreut
und verbaut. Wiesebon bemerkt, ist es sehr wunderbar, dass
unter diesen Funden solche aus dem Asklepieion eine so ge-
ringe Rolle spielen. An den Bergabhängen kann es nicht ge-
standen haben, nicht nur wegen der zu grossen Entfernung,
sondern auch,weil sich dort noch weitere Reste erhalten haben
müssten ausser jenem Tempel bei Παναγία Ταρσού.
Die Ebene aber ist in Folge derVernichtung derWälder durch
den von den Bergen herab geschwemmten Humus stark ange-
höht worden. Über niedere Ruinen konnte sich daher bald eine
schützende Decke bilden, namentlich in Zeiten, wo die Bewoh-
ner fehlten,welche die Ruinen zum Hausbau verwenden konn-
ten. Dies weist uns auf das Schicksal der Stadt im ausgehen-
den Altertum. Für das Asklepieion ist unser letzter Zeuge
Aristeides. Ob es nach dem Erdbeben unter Antoninus Pius
 
Annotationen