EINE LOKALE GATTUNG BOIOTISCHER GEFÄSSE 151
die bei den Götterbildern des boiotisch-geometrischen Stiles
so häufig vorkommt und auch sonst bei den Demeterbildern
nicht selten ist. Die Attribute, Fackel, Mohn und Ähren, wer-
den sowohl auf den Denkmälern wie auch in der Litteratur
beiden Göttinnen häufig beigegeben1.
Es ist eine chthonische Göttin, die hier dargestellt ist, denn
sowohl Mutter wie Tochter haben zu der Unterwelt enge Bezie-
hungen. Wenn auch vorzugsweise Persephone als Untenveits-
göttin gilt, so fehlt es nicht an Zeugnissen, dass Demeter als
Xfiovia und Totengöttin verehrt wurde ; hiessen doch in Athen
die Verstorbenen Δημήτρειοi, und sowohl in Athen wie in Sparta
herrschte die Sitte, bei Begräbnissen der Demeter ein Opfer
darzubringen (Preller-Robert Griechische Mythologie I 784).
Uber dem Chiton trägt die Göttin ein Gewand, das ziemlich
eng anliegt. An ein Himation ist nicht zu denken, auch nicht
an einen zweiten Chiton: es ist vielmehr ein Peplos, der Peplos
eines Kultbildes, der von Zeit zu Zeit neu angelegt wurde2.
Uber die Achseln ist ein eigentümliches, anscheinend durch-
sichtiges oder wenigstens aus einem feinen Stoffe bestehendes
Gewand geworfen. Da ich nicht im stände bin, den altgriechi-
schen Namen mit Bestimmtheit anzugeben, habe ich mich mit
der unbestimmten Bezeichnung «Schleiertuch» begnügt.
Vor der Göttin steht ein oblonger, rundlicher Gegenstand,
der schwer zu bestimmen ist. Man schwankt zunächst, ob die-
ser Gegenstand ein Pithos oder ein Altar ist. Für die An-
nahme eines Pithos würde sich eine Erklärung darbieten mit
Rücksicht auf Miss Harrisons Auseinandersetzungen über die
Anthesterien (Journal of Hellenic Studies 1900, 99 ff.). Indes-
sen bin ich schliesslich zu der Überzeugung gelangt, dass es
doch ein Altar ist. Eigentümlich ist dabei die Form, die einem
Tymbos am meisten ähnelt. Es sieht so aus, als wäre dieser’
Altar aus Erde, ein γης χώμα, wie nach Pausanias VIII 38, 7
1 Vgl. z. B. das unteritalische Terracottarelief und die Demeter Rondanini,
abgeb. in Roschers Lexikon II 1359 f.
2 Vgl. Athena auf der selinuntischen Metope bei Benndorf Metopeii von Seli-
nunt Taf. X. Andere Beispiele bei Studniczka Beiträge zur Geschichte der alt-
griechischen Tracht S. 141 ff.
die bei den Götterbildern des boiotisch-geometrischen Stiles
so häufig vorkommt und auch sonst bei den Demeterbildern
nicht selten ist. Die Attribute, Fackel, Mohn und Ähren, wer-
den sowohl auf den Denkmälern wie auch in der Litteratur
beiden Göttinnen häufig beigegeben1.
Es ist eine chthonische Göttin, die hier dargestellt ist, denn
sowohl Mutter wie Tochter haben zu der Unterwelt enge Bezie-
hungen. Wenn auch vorzugsweise Persephone als Untenveits-
göttin gilt, so fehlt es nicht an Zeugnissen, dass Demeter als
Xfiovia und Totengöttin verehrt wurde ; hiessen doch in Athen
die Verstorbenen Δημήτρειοi, und sowohl in Athen wie in Sparta
herrschte die Sitte, bei Begräbnissen der Demeter ein Opfer
darzubringen (Preller-Robert Griechische Mythologie I 784).
Uber dem Chiton trägt die Göttin ein Gewand, das ziemlich
eng anliegt. An ein Himation ist nicht zu denken, auch nicht
an einen zweiten Chiton: es ist vielmehr ein Peplos, der Peplos
eines Kultbildes, der von Zeit zu Zeit neu angelegt wurde2.
Uber die Achseln ist ein eigentümliches, anscheinend durch-
sichtiges oder wenigstens aus einem feinen Stoffe bestehendes
Gewand geworfen. Da ich nicht im stände bin, den altgriechi-
schen Namen mit Bestimmtheit anzugeben, habe ich mich mit
der unbestimmten Bezeichnung «Schleiertuch» begnügt.
Vor der Göttin steht ein oblonger, rundlicher Gegenstand,
der schwer zu bestimmen ist. Man schwankt zunächst, ob die-
ser Gegenstand ein Pithos oder ein Altar ist. Für die An-
nahme eines Pithos würde sich eine Erklärung darbieten mit
Rücksicht auf Miss Harrisons Auseinandersetzungen über die
Anthesterien (Journal of Hellenic Studies 1900, 99 ff.). Indes-
sen bin ich schliesslich zu der Überzeugung gelangt, dass es
doch ein Altar ist. Eigentümlich ist dabei die Form, die einem
Tymbos am meisten ähnelt. Es sieht so aus, als wäre dieser’
Altar aus Erde, ein γης χώμα, wie nach Pausanias VIII 38, 7
1 Vgl. z. B. das unteritalische Terracottarelief und die Demeter Rondanini,
abgeb. in Roschers Lexikon II 1359 f.
2 Vgl. Athena auf der selinuntischen Metope bei Benndorf Metopeii von Seli-
nunt Taf. X. Andere Beispiele bei Studniczka Beiträge zur Geschichte der alt-
griechischen Tracht S. 141 ff.