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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 26.1901

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Vollmoeller, Karl Gustav: Über zwei euböische Kammergräber mit Totenbetten
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https://doi.org/10.11588/diglit.41307#0383
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ÜBER ZWEI EUBÖISCHE KAMMERGRÄBER

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viele aus Bronze hohl gegossene Teile ins Britische Museum
und in den Louvre gekommen (vgl. Perrot-Chipiez II S. 723 ff.).
Es mag sein, dass diese schweren Bronzefüsse auch nach dem
europäischen Griechenland exportiert wurden. Wahrschein-
lich ist dies nicht vor der Zeit Alexanders geschehen. Es ist
wohl nicht zufällig, dass wir diesen schweren Formen zuerst
auf dem Boden Kleinasiens begegnen, so auf Münzen von
Amastris und Pergamon, die in die Zeit von 335 — 280 v. Chr.
gehören 1, und — besonders deutlich — auf autonomen Münzen
von Seleukia Pieria aus dem Ende des II. und dem I. vor-
christlichen Jahrhundert2 und ferner auf den ungefähr in die-
selbe Zeit gehörigen Terrakottagruppen aus Myrina, welche
das Schema des Totenmahls wiedergeben3. In römischer Zeit
haben sie dann die einfach gehaltene Volutenkline vollständig
verdrängt.
Bemerkenswert ist die Art, wie die besprochenen Formen im
Stein wiedergegeben sind. Hier ergiebt sich von selbst der Ver-
gleich mit dem besprochenen eretrischen Grab: dort Avollen
Kissen und Matrazen nie wirklich reich erscheinen ; es sind
und bleiben stets Polster und Kissen aus Marmor. Hier dage-
gen ist ohne Rücksicht auf das Material versucht—und mit
grosser Kunst versucht, die weichen Formen und Falten eines
wohl gepolsterten Prunkbetts wiederzugeben. Die Ausführung
ist von höchster Vollendung, alle Details an den Füssen treu
studiert und nachgebildet; bis in die überlieferten Einzelheiten
geht ein Zug zum Naturalismus, wie er überall in den ver-
wickelten Strömungen der hellenistischen Kunst auftaucht; in
die erstarrten persischen Tierklauen ist neues Leben hineinge-
bracht, die steifen Gelenke sind hier richtig beobachtet und
nach der Natur wiedergegeben. Unterstützt wird dieser Natu-
ralismus vor allem durch die Verwendung der Farbe. Dabei
kommt das Material in Betracht. Der Poros verlangt eine dick
aufgetragene, vollkommen den Stein verdeckende Farbe. Der

1 P. Gardner Types of gr. coins XIII. I und 4.
2 Cat. of greek coins. Galatia etc. Taf. XXII. 6, 8.
3 Pottier, Bull, de Corr. hell. X. 1886 S. 415 ff. T. 14; Pottier et Reinach,
la necr. de Myrina S. 149, 152 (Catalogue Nr. 269 — 272).
 
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