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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 26.1901

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Vollmoeller, Karl Gustav: Über zwei euböische Kammergräber mit Totenbetten
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https://doi.org/10.11588/diglit.41307#0384
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374

K. G. VOLLMOELLER

Marmor soll durch dünne farbige Lasuren sein Korn durch-
schimmern lassen; je transparenter und diskreter der Auftrag,
desto glänzender die Wirkung. Das schönste Beispiel der
kunstvoll entwickelten Marmorlasierung ist uns im Alexander-
sarkophag erhalten. So sahen wir in dem eretrischen Grabe
einzelne Glieder der Möbel zart getönt und hervorgehoben,
wobei die Töne ohne allzuviel Rücksicht auf die Natur kon-
ventionell und rein dekorativ gewählt sind. Hier dagegen ist
keine Stelle des Steins ohne grellen Farbenüberzug geblieben.
Dort sehen wir zum Beispiel die Teppiche, mit denen man die
Möbel bedeckte, nur symbolisch durch eine orientalisierende
Darstellung angedeutet, hier sind die Teppiche selbst, wie man
sie im Leben sah, mit ihrer ganzen bunten Leuchtkraft und
ihren schreienden, unvermittelten aber lebensfrohen Farben
wiedergegeben. Es sind keine importierten orientalischen Tep-
piche. Auf diese Klinen sind wollene Decken der heimischen
Hausarbeit gebreitet. Es sind einfache gestreifte Muster, wie
sie die griechischen Bauernfrauen heute noch weben, die Far-
ben sind die einfachen, kräftigen Pflanzenfarben, mit denen
heute noch der griechische Bauer seine Wolle färbt.
Ich habe die beschriebenen Gräber von Eretria und Vathia
in meiner Dissertation «griechische Kammergräber mit Toten-
betten^ (Bonn 1901) in grösserem Zusammenhang aufgeführt.
Für alle weiteren Folgerungen sei auf diese Arbeit verwiesen.
Der Inhalt der Gräber von Eretria und Vathia wäre wohl zu
verwerten für einen Versuch die Geschichte des griechischen
Möbels zu schreiben. Einen solchen Versuch des Herrn F. von
Portheim erwähnt Studniczka Kyrene Anm. 35. Leider hatte
ich nicht die Möglichkeit, das im Wiener archäologischen
‘Seminar aufbewahrte Manuskript einzusehen. Es sind uns hier
zwei Hauptformen antiker Möbel begegnet, die sich weniger
aus verschiedenem Geschmack, als aus verschiedenen kon-
struktiven Principien heraus entwickelt haben : der jonisch-
hellenische Thron, anfänglich wohl ohne Lehne wie die Throne
auf dem Tumulus von Nemrud-dagh (Humann und Puchstein
Reisen i?i Klemasien und Nordsyrien Seite 254, Abb. 45), die
Branchiden - Throne und der Thron der kindischen Demeter,
ein gegliederter Würfel, zuerst aus Stein gehauen als Götter-
 
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