Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 27.1902

DOI Artikel:
Dörpfeld, Wilhelm: [Die Arbeiten zu Pergamon 1900-1901], [2], Die Bauwerke
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41308#0030
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
20

W. DÖRPFELD, DIE BAUWERKE

Die Architektur der Säulenhalle war dorisch. Ausser den
wenigen noch aufrecht stehenden Säulen sind sehr viele Trom-
meln und mehrere Kapitelle im Hofe gefunden worden. Dane-
ben kamen zahlreiche Trommeln von Zwillings-Säulen (gekup-
pelte Halbsäulen) mit zugehörigen Kapitellen zum Vorschein.
Unzweifelhaft sind die letzteren die Reste einer oberen Säulen-
halle, weil eine solche durch die in der Nord-Ecke erhaltenen
Zimmer gesichert ist, und dieselbe Säulenart bei dem Ober-
stock anderer zweigeschossiger Hallen vorkommt. Auch die zwi-
schen den Säulen des Oberstockes notwendigen Schranken,
die ein Hinunterfallen verhindern sollen, wurden .gefunden;
zwar sind sie nicht mit Ornamenten oder Reliefs versehen wie
bei anderen Stoen, sondern bestehen aus glatten Platten; aber
an ihrer Zugehörigkeit ist wegen der erhaltenen Anschluss-
spuren nicht zu zweifeln. Die Säulen beider Stockwerke trugen
ein dorisches Triglyphengebälk. Thatsächlich haben sich auch
zwei nur sehr wenig von einander abweichende Gebälksorten an
Ort und Stelle gefunden. Bedenken sie den beiden Stockwerken
zuzuteilen hat bei mir der Umstand hervorgerufen, dass sie
die gleiche Höhe haben, während die Säulen der oberen Stoa
sicher niedriger waren als die der unteren. Da aber kein Stück
eines anderen für die Oberstoa verwendbaren Gebälkes vor-
handen ist, und da ausserdem mehrere der zugehörigen Geisa
an ihrer Oberfläche ganz rauh sind und daher das oberste
Gesimse des Baues gebildet haben müssen, so dürfen wir -jene
Bedenken unterdrücken.
Die Säulenhöhen der beiden Stockwerke berechnen sich teils
aus den Durchmessern der gefundenen Säulen, teils aus der
direkt messbaren Höhendifferenz zwischen dem Stylobat des
Untergeschosses und dem Fussboclen des oberen Stockwerkes.
Da diese Differenz in der nordwestlichen Ecke des Hofes zu
5,06 m zu messen ist, ergiebt sich nach Abzug der Gebälkhöhe
von 0,83 m für die unteren Säulen eine Höhe von 4,23 m. Bei der
noch 3,11 m hoch aufrecht stehenden Ecksäule muss also unter
dem 0,20 m hohen Kapitell noch eine Trommel von 0,92 m
Höhe ergänzt werden. Die Höhe der oberen Säulen ist dadurch
zu berechnen, dass sie, wie die gefundenen Trommeln und die
0,17 m hohen Kapitelle durch ihre Durchmesser beweisen, nur
 
Annotationen