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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 28.1903

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Sōtēriadēs, Geōrgios: Das Schlachtfeld von Chäronea und der Grabhügel der Makedonen
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https://doi.org/10.11588/diglit.42076#0342
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322

G. SOTIRIADES

Es wird allgemein angenommen, und man kann es sich
auch nicht anders denken als dass die Athener, nachdem sie
durch ihr voreiliges Vorrücken ihre sichere Stellung an den
Mauern von Chäronea aufgegeben hatten, sich von der Stadt
nach Nordwesten in der Richtung der heutigen Landstrasse
bedeutend entfernten. Etwa 500—600 Meter weit von dem heu-
tigen Dorfe an dem Punkt angelangt, welcher wegen der Ter-
rainverhältnisse genau angegeben werden kann 1, stiessen sie
auf Philipp, der sie durch seinen simulierten Rückzug bis dahin
gelockt haben soll. Hier, von «erhöhtem Gelände» (Polyän IV
2, 2 ΰπερδεξίων τόπων λαβόμενος) warfen sich die Makedonen
mit Ungestüm plötzlich auf sie, die nun, ermüdet wie sie waren,
dem Andrang der makedonischen Phalanx nachgaben. Die
Metzelei begann sofort, tausend Athener fielen, zweitausend
wurden gefangen genommen, die übrigen zerstreuten sich in
wilder Flucht. Aber wohin denn f Hinter dem Treffen lag die
Stadt; dicht an ihr vorbei führte nach dem Keratapass, nach
den sanften Hängen der chärone'ischen Hügelkette und nach
den Seitentälchen der Weg, auf welchem die Fliehenden ihre
Rettung suchen mussten (Siehe oben S. 318). Aber öffnete denn
nicht vorher die Stadt selbst mit ihrer mächtigen Burg ihre
Tore, um wenigstens einen Teil der fliehenden Athener auf-
zunehmen ? Und — w'as wuchtiger ist — bot die vom Treffen so
wenig entfernte Stadt den Athenern überhaupt keinen siche-
ren Halt, um die Folgen des zerschmetternden Vorstosses der
Makedonen viel weniger empfindlich für sie zu machen? Die
Flankendeckung, die sie im ersten Moment aufgabcn, konnten
sie ja rasch wieder gewinnen, da, wenn nicht die Stadt in der
Ebene bei der Landstrasse, so doch die Burg links von den
Athenern mit ihrem felsigen Abhang fast bis zu dem Punkte
sich erstreckte, wo die beiden Heere auf einander stiessen. Von
dieser linken Seite also war eine Umzingelung unmöglich, und
es genügte, dass die Athener nach dem Berghang etwms ab-
schwenkten, um sich an Burg und Stadt anzulehnen und auf
diese Weise jeder grösseren Katastrophe vorzubeugen. Die Ter-

1 Kromayer a. a. 0. S. 167 f. Es ist der auf unserer Karte Abb. 2 mit einem
schwarzen Viereck bezeichnete Vorsprung des Berges.
 
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