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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 35.1910

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Sauer, Bruno: Ein altes Parthenonproblem
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https://doi.org/10.11588/diglit.29170#0083
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EIN ALTES PARTHENONPROBLEM

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1,30 m über der Lagerfläche zu suchen, in Wahrheit wohl
eine Strecke tiefer, da unsere Figur im Gegensatz zu dem
langhingelagerten Jüngling D eine sehr gedrängte Compo-
sition gehabt haben muss.

Es fragt sich nun, ob für eine solche Figur von 0,90 m
Tiefe, 1-1,10 m Breite und max. 1,30 m Höhe in einem der
Parthenongiebel ein geeigneter Platz zu finden ist. Die Gei-
sontiefe von 0,90 m reicht vollauf, da selbst eine geringe Über-
schreitung des Vorderrandes nichts Auffälliges haben würde.
Im einzelnen kommen dann nur in Betracht die Geisonblöcke
4 und 22, zu denen die Höhen 0,90-1,25 m (das Kyma unge-
rechnet) gehören. Diese Blöcke sind im Ostgiebel durch Teile
der gelagerten Figuren D und M besetzt, im Westgiebel ruht
auf Block 22 der hockende Mann V. Dagegen ist Block 4 un-
besetzt und kann mit einem schmalen Stück des Nachbar-
blockes 5 sehr gut eine Figur von der ermittelten Grösse
aufnehmen. Mit anderen Worten: unser Torso ist der Rest
des Gegenstückes von V, der in allen Reconstructionen mit
Recht postulierten, aber früh verschollenen, schon vor 1674
von ihrem Platz verschwundenen Figur A*.

Aber diese Figur war nicht spurlos verschwunden, und
unser Torso mag noch so gut geeignet scheinen, sie zu er-
setzen, er muss erst die entscheidende Probe ablegen, ob er
zu ihren Spuren passt. Zum besseren Verständnis der Situa-
tion gebe ich in Abb. 3 eine vortreffliche Aufnahme aus dem
schönen Collignon-Boissonas’schen Parthenonwerk (Taf. 45,4)
wieder und setze vollständig her, was ich zu Block 4 und 5
des Westgiebels vor Jahren bemerkt habe:

c4. Das Stemmloch ist wohl auf die Figur A* (nicht
auf das Tympanon, hätte ich hinzufügen sollen) zu be-
ziehen ; dass die Plinthe derselben weit nach hinten
reichte, beweisen auch die Spitzeisenspuren. Der Block,
dessen Vorderseite und Oberfläche mit starker Patina
bedeckt sind, muss frühzeitig gebrochen sein, wohl durch
den Sturz des darüber liegenden Geisonblocks, der auch
die Figur A* in die Tiefe warf.

5. Hinter der erhaltenen Gruppe (BC) ein ziemlich roh
ausgearbeitetes, 3 cm tiefes Loch. Nahe der NW-Ecke
 
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