MITTEILUNGEN AUS SAMOS
201
leuchtend gezeigt. Nur galt jene ornamentale Formel nicht
für das Anteneapitell allein, sondern allgemein für Verzie-
rung von Architekturteilen, die der Wandstirn vergleichbar
sind. So zeigt bekanntlich der in der Seitenansicht gezeich-
nete Altar der Busiris-Vase (Furtwängler-Reichhold Taf. 51;
Springer-Michaelis9 Abb. 354) die drei Voluten unter dem
durch drei Platten wiedergegebenen Abacus und ist dement-
sprechend an der Vorderseite mit Palmettenfries zwischen
Kymatien verziert zu denken. Ob das didymäische Stück
gerade eine Ante bekrönte, scheint mir nicht völlig ausge-
macht (genauere Untersuchung der Rückseite gestattet die
jetzige Aufstellung nicht); das samische war, worauf mich
A. v. Gerkau hinweist, wegen seiner roh behauenen Rück-
seite sicher kein Anteneapitell, sondern freistehend verwen-
det, also etwa als Altaraufsatz (vgl. Arch. Jahrbuch XXVI
1911, 94 fig. 29, 30 Anm. 2. u. 3).
Bedeutung und Frühgeschichte dieser Zierform zu ver-
folgen reicht unser Material nicht aus, ist doch das älteste
Beispiel, das didymäische, kaum früher als das Jahr 500. Das
Auffallendste ist die Vielheit der von unten her übereinan-
der emporwachsenden Voluten, und die ist ja vor allem assy-
rischen und chaldäischen Capitellen eigen (z. B. Springer-
Michaelis9 Abb. 134). Dass anderseits diese Voluten vom Säu-
lencapitell her auf die Wandstirn übertragen sind, und dass
jeder der Kymatienstreifen—-auch das hängende Anthemion
ist ja im Princip ein solcher—das entsprechende Polster dar-
stellt, lehren am besten die Capitelle der Xerxespropyläen von
Persepolis (Springer-Michaelis9 S. 90 Abb. 205 b u. c), deren
ionische Meister offenbar den Typen der orientalischen Ver-
gangenheit weit mehr Raum geben mussten als denen des
frühen V. Jahrhunderts. Die hier, wie so häufig (Naxiersäule,
Erechtheion, Tempel am Ilissos) angewendete verticale Glie-
derung des Polsters, dazu das gebogene Profil mussten die
Ausbildung eines Kymastreifens an dieser Stelle begünsti-
gen; zeigen doch auch später die reinsten ionischen Bauten
vor Hermogenes (Lokri, Mausoleum, Priene, Didyma) kyma-
verwandte Blattverzierungen am Polster. Die Entstehung des
ionischen Antentypus hat demnach ionische oder äolische
201
leuchtend gezeigt. Nur galt jene ornamentale Formel nicht
für das Anteneapitell allein, sondern allgemein für Verzie-
rung von Architekturteilen, die der Wandstirn vergleichbar
sind. So zeigt bekanntlich der in der Seitenansicht gezeich-
nete Altar der Busiris-Vase (Furtwängler-Reichhold Taf. 51;
Springer-Michaelis9 Abb. 354) die drei Voluten unter dem
durch drei Platten wiedergegebenen Abacus und ist dement-
sprechend an der Vorderseite mit Palmettenfries zwischen
Kymatien verziert zu denken. Ob das didymäische Stück
gerade eine Ante bekrönte, scheint mir nicht völlig ausge-
macht (genauere Untersuchung der Rückseite gestattet die
jetzige Aufstellung nicht); das samische war, worauf mich
A. v. Gerkau hinweist, wegen seiner roh behauenen Rück-
seite sicher kein Anteneapitell, sondern freistehend verwen-
det, also etwa als Altaraufsatz (vgl. Arch. Jahrbuch XXVI
1911, 94 fig. 29, 30 Anm. 2. u. 3).
Bedeutung und Frühgeschichte dieser Zierform zu ver-
folgen reicht unser Material nicht aus, ist doch das älteste
Beispiel, das didymäische, kaum früher als das Jahr 500. Das
Auffallendste ist die Vielheit der von unten her übereinan-
der emporwachsenden Voluten, und die ist ja vor allem assy-
rischen und chaldäischen Capitellen eigen (z. B. Springer-
Michaelis9 Abb. 134). Dass anderseits diese Voluten vom Säu-
lencapitell her auf die Wandstirn übertragen sind, und dass
jeder der Kymatienstreifen—-auch das hängende Anthemion
ist ja im Princip ein solcher—das entsprechende Polster dar-
stellt, lehren am besten die Capitelle der Xerxespropyläen von
Persepolis (Springer-Michaelis9 S. 90 Abb. 205 b u. c), deren
ionische Meister offenbar den Typen der orientalischen Ver-
gangenheit weit mehr Raum geben mussten als denen des
frühen V. Jahrhunderts. Die hier, wie so häufig (Naxiersäule,
Erechtheion, Tempel am Ilissos) angewendete verticale Glie-
derung des Polsters, dazu das gebogene Profil mussten die
Ausbildung eines Kymastreifens an dieser Stelle begünsti-
gen; zeigen doch auch später die reinsten ionischen Bauten
vor Hermogenes (Lokri, Mausoleum, Priene, Didyma) kyma-
verwandte Blattverzierungen am Polster. Die Entstehung des
ionischen Antentypus hat demnach ionische oder äolische