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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 41.1916

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Erstes und zweites Heft
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Massow, Wilhelm von: Die Kypseloslade
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https://doi.org/10.11588/diglit.37286#0044
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WILHELM VON MASSOW

(identisch mit der in Compiegne bei Morin-Jean, Animaux en
Grece 209 Abb. 239). So handelt es sich also wohl um mehr
als die allgemeine Vorliebe des VII. Jhs. für Flügelgespanne,
die uns vor allem auf den melischen Vasen begegnet, und der
auch das Hochzeitsgespann des Amphiaraos auf den korinthischen
Scherben aus Aigina seine Flügel verdankt (oben S. 14 Abb. 3).
Für die Wiederherstellung ist wichtig, ob lx°vxa zr^'ljtjcoöä-
[iEtav bedeuten muß, daß Pelops sie im Arm hält, wie Weiz-
säcker bei Roscher 111 770 annimmt. Diese Art der Entführung
pflegt aber Pausanias mit aQxä&iv zu bezeichnen (III 18, 2;
18, 5; V 10, 8 zwei verschiedene Male; 11, 2; 19, 1; IX 10, 5).
Dreimal drückt er den widerrechtlichen Besitz einer Frau auch
durch £X€LV aus; III 18, 4 und IX 10, 5 ist damit zweifellos
nicht gemeint, daß der Räuber sie umschlungen hält, sondern
nur in seiner Gewalt hat, auch II 28, 5 kann ixofisvov nur
so aufgefaßt werden, daß Phalkes die Hyrnetho auf seinem
Wagen hat, denn er reißt sie erst an sich, als der Verfolger
nach ihr greift. Jedenfalls dürfte ein so früher Künstler kaum
einen Mann dargestellt haben, der sein Gespann lenkend gleich-
zeitig die neben ihm stehende Frau umfaßt. Das kenne ich
nicht früher als auf lokrischen Tonreliefen wie Ausonia III 169
(vgl. 154 — 155). Bei dem nur erst wagenbesteigenden Herakles
der melischen Amphora (Buschor, Gr. Vasenm.2 Abb. 54) sieht
es so aus, wie wenn er, gegen die Regel (s. unten), links neben
die schon aufgestiegene Iole treten wollte. Aber sein im Zu-
sammenhang mit dem Umblicken zurückgehaltener rechter Arm
wird wohl gleich um die Frau herum vorgreifen. Bei ähn-
licher Gesamthaltung des Paares hält die vorn um die Frau
herumgreifende Rechte des Amphiaraos die Zügel auf dem
hierhergehörigen kleineren Bruchstück der eben verglichenen
frühkorinthischen Vase von Aigina (A. M. XXIV 1899, 371). Die
uns soviel besser bekannte reifere Tonmalerei von Korinth kennt
jedoch einen andern, festen Bildtypus für die Darstellung von
Mann und Frau auf einem Wagen. Beide stehen nebeneinander,
die Frau hebt mit einer Hand ihr über den Kopf gezogenes
Obergewand und bildet den ruhigen Hintergrund für den Mann,
der die Zügel hält. Mit Recht hat Jones nach solchen Vorlagen
gezeichnet (Pinakes: Ant. Denkm. I Taf. 7, 1 und II Taf. 29, 8;
 
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